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Kein Freund, die Bitterkeit

Chemiebaukasten und ätzende Kloake – Gedanken zum Erntedank-Predigttext. Von Uwe Baumann

Von Uwe Baumann

Erntedank – was bitte für eine Ernte? Und wem gegenüber Dank? Die Tochter einer Freundin hat sich im Spätsommer mitten auf einem Feld voller köstlicher Tomaten über alle sieben Beete erbrochen, weil die „roten Dinger so eklig“ schmeckten. Das natürliche Aroma ist anscheinend verdorben, im Supermarkt wandern immer mehr konfektionierte Chemiebaukästen mit Spuren von Lebensmitteln in den Korb. Und dann: Bundesweit werden pro Jahr weit über sechs Millionen Tonnen verzehrfertiger Produkte vernichtet. Jeder von uns schmeißt also zwei volle Einkaufswagen Essbares beherzt in die Tonne. Fröhlichen Erntedank.

Und überhaupt, diese ewige Dankerei. Danke für die Mail (die meine Arbeit weiter verdichtet). Danke auch für die letzte Mieterhöhung, für die versteckten Klauseln in allen Arten von Verträgen, danke für die künstliche Hektik auf Straßen und Plätzen, danke für die eingebauten Gerätedefekte nach Garantieablauf. Danke für den freien Willen, der uns bis hierher gebracht hat, danke für die Achse des Bösen und die offenbare Ohnmacht der Guten. Waffennarren allesamt. Danke, oder was? (…)

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Predigttext zum Erntedank: Hebräer 13,15–16 15 So lasst uns nun durch ihn Gott allezeit das Lobopfer darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen. 16 Gutes zu tun und mit andern zu teilen vergesst nicht; denn solche Opfer gefallen Gott.