Katholisches Bildungszentrum wird 50 und gendert

Das 1974 eröffnete Heinrich-Pesch-Haus in Ludwigshafen feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Das von Jesuiten und dem Bistum Speyer getragene Bildungszentrum sieht sich als offene christliche Akademie.

Das katholische Bildungszentrum Heinrich-Pesch-Haus in Ludwigshafen sieht im 50. Jahr seines Bestehens das Thema Geschlechtergerechtigkeit als einen Schwerpunkt seiner Arbeit an. „Wir verwenden zum Beispiel den Genderstern in unseren Publikationen und auf unserer Homepage“, sagte Direktor Tobias Zimmermann am Dienstag vor Journalisten. Dahinter stehe „kein weltanschauliches Konzept“, betonte der Jesuit. „Wir haben aber festgestellt, dass sich Menschen durch eine bestimmte Sprache verletzt und ausgegrenzt fühlten.“ Auch wenn man „ohne eine ideologische Fahne“ an die Neuerung herangegangen sei, habe es intern eine große Debatte gegeben, „ob wir den Genderstern einführen“, so Zimmermann.

Wichtig sei es generell, „in der Sprache die Geschlechter sichtbar zu machen“, ergänzte Ulrike Gentner, stellvertretende Direktorin. Sie betonte zudem: „Der im Grundgesetz in Artikel 3 verankerte Grundsatz, wonach Männer und Frauen gleichberechtigt sind, ist in vielen Bereichen der Gesellschaft noch nicht erreicht.“ Das gelte bei Entgelten wie auch bei Fördermöglichkeiten von Frauen in Unternehmen. Das Heinrich-Pesch-Haus bietet beispielsweise Fortbildungskurse zur Arbeit in Mitarbeitervertretungen (MAV) in Unternehmen.

Auch innerkirchlich müsse das Ziel der Geschlechtergerechtigkeit vorangetrieben werden, betonte der Jesuit Zimmermann. Es sei erst erreicht, wenn es „in allen Ämtern“ Gleichberechtigung gebe. Hier gebe es zwar „gewisse Dinge“, die nur weltkirchlich zu lösen seien. Aber „ein Verhalten auf Augenhöhe“ müsse man in Deutschland jetzt schon praktizieren.

Das Heinrich-Pesch-Haus (HPH) sieht sich als eine Bildungseinrichtung und ein Begegnungsforum für „gesellschaftliche Gestalter“. Seit 1974 kämen hier Menschen aus allen gesellschaftlichen Gruppen und jeden Alters zusammen, um über Religion, Spiritualität, Ethik, Bildung und Gesundheit zu diskutieren und sich zu vernetzen, hieß es.

2023 lag die Gesamtzahl der Besucher des vom Bistum Speyer und dem Jesuitenorden getragenen Haues bei rund 47.700. Damit sei wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht. Rund 5.500 Teilnehmende hätten 300 Kurse, Fachtagungen und Vortragsveranstaltungen belegt. Namensgeber ist der Jesuit und Ökonom Heinrich Pesch (1854-1926).