Katholische Männerfürsorge schafft Wohnraum im großen Stil

Gutes tun und Geld verdienen, das ist nicht immer ein Gegensatz. Im Großraum München haben sich ein Sozialverein und eine Baufirma zusammengetan, um die Wohnungsnot zu lindern.

 Mietwohnungen in München und Umgebung, wenn überhaupt vorhanden, sind für viele unerschwinglich geworden. Ein innovatives Projekt in Oberschleißheim nördlich der bayerischen Landeshauptstadt will zur Entlastung beitragen. Auf einem bisher landwirtschaftlich genutzten Grundstück des katholischen Männerfürsorgevereins (kmfv) sollen bis 2028 insgesamt 400 Wohnungen entstehen. Bei der Hälfte werden unterschiedliche Fördermodelle die Miete dämpfen, und zwar für mindestens zwölf Jahre.

Innovativ ist nicht zuletzt die dahinter stehende Partnerschaft eines Fachverbands der Caritas mit der freien Wirtschaft. Dafür hat sich der kmfv mit der Wolfratshauser Unternehmensgruppe Krämmel zusammengetan. Der Familienbetrieb ist seit mehr als 75 Jahren im Baugeschäft tätig. Er wird die Wohnungen im Ortsteil Mittenheim errichten und etwa die Hälfte davon selbst vermarkten. Der Rest verbleibt bei der Männerfürsorge, die als Fachverband für Wohnungslosenhilfe nun selbst Wohnraum schafft und in Eigenregie betreibt.

Die günstigsten, weil staatlich subventionierten Mieten, beginnen bei einem Quadratmeterpreis von 7,50 Euro, wie kmfv-Projektleiter Jürgen-Peter Pinck am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) erläuterte. Die Planung sehe außerdem vergünstigten Wohnraum für bestimmte Berufsgruppen der Daseinsvorsorge vor. Gemeint sind damit etwa Erzieherinnen, Pflegekräfte und Polizisten. Auch soll Platz für eine Demenz-WG und eine Kindertagesstätte geschaffen werden.

Der Gemeinderat hat das Baurecht für das Quartier genehmigt, die Erschließungsarbeiten sollen noch im Frühjahr starten. Der Geschäftsführer der Unternehmensgruppe, Korbinian Krömmel, unterstreicht die zielorientierte Zusammenarbeit aus Öffentlicher Hand, sozialem Träger und Bauwirtschaft: “Das Projekt zeigt einmal mehr, was wir erreichen können, wenn wir unsere Ressourcen und Kompetenzen bündeln.” Beim kmfv hofft man auf eine auch langfristig stabile Partnerschaft.

Das in fünf Baufelder unterteilte Grundstück befindet sich in direkter Nachbarschaft zu zwei großen Einrichtungen der Männerfürsorge, dem Hans-Scherer-Haus und dem Haus Sankt Benno. Beide haben zusammen gut 120 Plätze, ein Teil der Klienten dort erhält durch das Neubauprojekt womöglich die Chance auf eigene vier Wände. Die Gesamtplanung sieht ein sozial ausgewogenes und nachhaltiges Quartier vor.

Das Grundstück verdankt der kmfv der Weitsicht seines Gründers Adolf Matthes, der es in den 1950er Jahren erwarb. Damals befand sich im Wesentlichen ein aufgelassenes Kloster auf der Fläche. 2016 kamen die ersten Überlegungen auf, den bisher an einen Landwirt verpachteten Teil von sieben Hektar für die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum zu nutzen.