Katholische Kirche in Ungarn
Die Geschichte Ungarns ist eng mit der katholischen Kirche verknüpft. Der heiliggesprochene König Stephan I. (997-1038) begründete nicht nur den ungarischen Staat, sondern auch zehn Bistümer und mehrere Benediktinerabteien, darunter auch die heutige Erzabtei Pannonhalma, deren Abt Vollmitglied der Bischofskonferenz ist.
Vor 1945 bestand in Ungarn noch ein weitgehend geschlossenes katholisches Milieu. In kommunistischer Zeit wurden die Kirche und ihre Mitglieder teils scharf verfolgt, überwacht und diskriminiert; Religionsausübung war auf die kirchlichen Gebäude beschränkt. Von den zuvor mehr als 10.000 Ordensleuten konnten nur einige hundert ihre Arbeit weiterführen.
Derzeit zählt Ungarn rund 9,6 Millionen Einwohner; rund zwei Drittel sind katholisch getauft. Laut der jüngsten Volkszählung von 2022 gaben rund 4,2 Millionen (43,7 Prozent) an, einer Kirche oder Religionsgemeinschaft anzugehören; 2011 waren es noch 5,4 Millionen (54,7 Prozent). Gut 40 Prozent der Menschen (2,7 Millionen) ließen die Frage zur Religionszugehörigkeit offen (2011: 27 Prozent).
Bei der Volkszählung identifizierten sich nur noch 2,9 Millionen Ungarn oder 30 Prozent als Katholiken (2011: 39 Prozent), darunter rund 165.000 Mitglieder der griechisch-katholischen Kirche. Dahinter folgten 9,8 Prozent Reformierte (Calvinisten; zuvor: 11,6 Prozent) und gut 1,8 Prozent Lutheraner (2,2 Prozent). 16 Prozent bezeichneten sich ausdrücklich als konfessionslos.
Der ungarische Staat ist weltanschaulich neutral, es herrscht Religionsfreiheit. Die katholische Kirche ist eine staatlich anerkannte Körperschaft und verfassungsrechtlich vom Staat getrennt. Nach einer Neugestaltung der kirchlichen Strukturen 1993 gibt es derzeit 13 katholische Bistümer (davon 4 Erzbistümer), zudem ein Apostolisches Exarchat für Katholiken des byzantinischen Ritus.
Der Erzbischof von Esztergom-Budapest, derzeit Kardinal Peter Erdö (71), ist zugleich Primas von Ungarn. Vorsitzender der Bischofskonferenz ist Bischof Andras Veres (63) von Györ (Raab). Eines der großen Probleme der Kirche ist ein zunehmender Priestermangel; der Klerus ist überaltert. Nicht umfassend geklärt ist für die kommunistische Zeit eine mögliche Verstrickung der Kirche in die Arbeit des Geheimdienstes.