Katholische Frauen  starten Kirchenstreik

Keine ehrenamtliche Dienste, kein Gottesdienst in der Kirche: In der katholischen Kirche streiken Frauen. Sie ernten Zustimmung – aber auch Kritik.

Prostest vor dem Freiburger Münster
Prostest vor dem Freiburger MünsterPatrick Seeger / dpa

Münster/Freiburg. An hunderten Orten Deutschlands haben katholische Frauen am Wochenende einen Kirchenstreik begonnen. Bis kommenden Sonnabend protestiert die Bewegung „Maria 2.0“ gegen eine männerdominierte Kirche und für den Zugang von Frauen zu den Weiheämtern in der katholischen Kirche.

Die Initiative von fünf Münsteranerinnen hat sich zu einer bundesweiten Protestwelle entwickelt. Auch die beiden großen katholischen Frauenverbände kfd und KDFB unterstützen die Aktionswoche. Bis Sonnabend sollen Frauen kein Gotteshaus betreten und keine ehrenamtlichen Dienste verrichten.

Am Sonntag fanden vielerorts Gottesdienste in Eigenregie vor den Kirchentüren statt – ein Statement für eine Erneuerung der Kirche angesichts des Missbrauchsskandals, für veränderte Machtstrukturen und die Aufhebung der Zölibatspflicht für Priester.

„Kinder Gottes benachteiligt“

Eine genaue Zahl der Teilnehmerinnen und teilnehmenden Gruppen konnten die Initiatorinnen nicht nennen. Schätzungsweise würden an der „Graswurzelaktion“ aber mehrere hundert Initiativen teilnehmen, so Mitinitiatorin Lisa Kötter aus Münster.

Dort gab es am Sonntag eine zentrale Mahnwache auf dem Domplatz, zu der weit über 500 Frauen kamen. Bei einem Wortgottesdienst ohne Kommunionfeier prangerte Kötter eine „unzeitgemäße und ungerechte Benachteiligung der Hälfte der getauften Kinder Gottes“ in der Kirche an. Am Ende zogen die Teilnehmer zum nahen Bischofshaus und baten singend um das Kommen des Heiligen Geistes.

Auch vor dem Freiburger Münster demonstrierten am Nachmittag mehrere Hundert Katholikinnen. Auf Plakaten wandten sie sich gegen eine männlich dominierte Kirche. „Nur wenn sich jetzt schnell etwas ändert, hat die Kirche noch eine Zukunft“, sagte Eveline Viernickel, eine der Organisatorinnen. Die Enttäuschung vieler Katholikinnen und Katholiken sei groß. Der Missbrauchsskandal habe die Situation noch einmal verschärft.

Forderungen übergeben

Nach einem Festgottesdienst im Freiburger Münster übergab die Gruppe ihre Reformforderungen an Erzbischof Stephan Burger. „Ich habe die Botschaft vernommen und werde mich weiter für die Förderung von Frauen in der Kirche einsetzen“, sagte der Erzbischof. Zugleich verwies er darauf, dass das Kirchenrecht die Weihe von Frauen verbiete. „Die lehramtlichen Aussagen in Rom sind bislang sehr eindeutig ausgefallen. Ich werde diese Spannung heute nicht lösen können“, sagte er in seiner Predigt. In dem Gottesdienst weihte er sechs Männer zu Priestern.

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode unterstützt die Frauenbewegung. „Ich finde die Aktion gut, um ein Zeichen zu setzen für mehr Beteiligung von Frauen in der katholischen Kirche“, sagte Bode, der auch Vorsitzender der Frauenkommission in der Deutschen Bischofskonferenz ist, dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Bode betonte, er tue sich zwar schwer damit, wenn Frauen am Sonntag auch die Eucharistiegemeinschaft aufkündigen und in Pfarrsälen eigene Feiern abhalten. „Aber die Ungeduld vieler Frauen in der katholischen Kirche muss man sehr wahrnehmen. Dahinter steckt eine ganz tiefe Verletzung, dass sie sich in Kirche nicht so angenommen fühlen, wie es ihrem Einsatz entspricht.“

Vatikan zurückhaltend

„Unsere Geduld ist am Ende“, sagte die stellvertretende Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Claudia Lücking-Michel, dem ZDF. „Wir haben nicht mehr viel Zeit.“ Ihre Kinder und Freunde fragten sie, wie sie einer Organisation angehören könne, die Frauen ausschließe.

Die Bischofskonferenz zeigte sich gesprächsbereit, lehnte aber den Kirchenstreik ab. „Die deutschen Bischöfe verstehen die Unruhe und sehen Änderungsbedarf“, sagte Pressesprecher Matthias Kopp dem ZDF. Dies werde auch im Vatikan so wahrgenommen. Reformen könne es aber nur „Stück für Stück“ geben. Streik sei nicht das richtige Mittel.

Konservative Internetportale und Gruppierungen wie das Forum Deutscher Katholiken übten massive Kritik an dem Streik. Papst Johannes Paul II habe endgültig festgelegt, dass die Kirche keine Vollmacht habe, Frauen zu Priestern zu weihen. (KNA/epd)