Katholische Bloggerin: Vatikan mit Homosexuellen-Segnung erst „am Anfang“

Die Theologiestudentin Kira Beer kämpft auf Instagram für Reformen in der katholischen Kirche. Die Vatikan-Erklärung sei ein Fortschritt, von Gleichberechtigung aber noch weit entfernt.

Kira Beer setzt sich für Gleichberechtigung in der katholischen Kirche ein
Kira Beer setzt sich für Gleichberechtigung in der katholischen Kirche einJohannes Langosch

Kira Beer sitzt gerade im Hörsaal, als sie auf Twitter die Eilmeldung liest: „Katholische Kirche erlaubt Segnung homosexueller Paare“. Erst denkt  sie: Das kann nicht sein – Fake News. Dann recherchiert die Theologiestudentin weiter und merkt: Es ist real. „Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, erzählt die 23-jährige Katholikin aus München. Vor allem, weil vom Vatikan die vergangenen Wochen und Monate überhaupt nichts auf „Reform“ hindeutete.

So glücklich Kira im ersten Moment ist, desto enttäuschter war sie nach der genauen Lektüre des Dokuments mit dem Titel „Fiducia supplicans“. „Da wird dann betont, dass homosexuelle Bindungen irreguläre Beziehungen und Sünde sind.“ Da mache die Lehre der Kirche gar keinen Schritt voran. Kira selbst sei zwar als Hetero-Frau nicht betroffen, „aber für die Betroffenen ist das jedes Mal ein Schlag ins Gesicht, zu hören, dass Homosexualität Sünde ist.“

Segen zweiter oder dritten Klasse

In dem Text würden viele Einschränkungen gemacht, wie die angehende Theologin erklärt. So dürften die Segnungen nicht mit der Ehe verwechselt werden und auch nicht im liturgischem Rahmen gefeiert werden. Was auch immer das genau bedeute, fragt sich Kira. „Einige sprechen ja jetzt von einem Segen der zweiten oder dritten Klasse, und das verstehe ich ein Stück weit.“

 

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Für die Praxis bedeute die Erklärung aber große Veränderungen, meint Kira: „Es ist jetzt nicht mehr verboten, homosexuelle Paare zu segnen“. Niemand müsse sich mehr verstecken. Und die Einzelheiten aus dem Dokument würde ja kein Pastor bei der Segnung erwähnen, meint die Münchenerin.

Der Vatikan reagiert auf öffentlichen Druck

Trotz aller Kritik sieht die Studentin also einen Fortschritt. „Der Vatikan hat erkannt, dass wir eine pastorale Not haben.“ Und die Erklärung habe gezeigt, dass Rom auf öffentlichen Druck reagiert. Sie sieht das als Bestätigung für ihre Arbeit als Aktivistin, aber auch für Initiativen wie #OutInChurch. Seit vielen Jahren engagiert sich Kira auf Social Media für die Rechte homosexueller und queerer Menschen sowie für die Gleichberechtigung für Frauen in kirchlichen Ämtern in der katholischen Kirche.

Ob der Vatikan noch weiter geht? Schwer zu sagen, meint Kira. Sie sei wenig optimistisch, dass weitere Reformen zeitnah folgen werden. Im Gegenteil: „Ich habe eher die Sorge, dass der Vatikan sich jetzt immer auf diesen Schritt beruft.“ Die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare halte Kira für ein utopisches Ziel. So sehr sie sich das auch wünsche.

Homosexuelle und queere Menschen wollen Anerkennung

Ein wirklicher Fortschritt wäre nach Kiras Ansicht, dass der Vatikan feststellt, dass gelebte Homosexualität keine Sünde sei. Die Menschen wünschten sich Anerkennung, weiß die Bloggerin auch aus ihrem Umfeld. Sie habe viele homosexuelle und queere Freundinnen und Freunde. Aber auch für viele andere Bereiche wünscht Kira sich Erneuerungen: Eheverständnis, Sexualmoral, Zölibat, Priesterweihe für Frauen. Kira fragt sich manchmal selbst, ob sie sich vorstellen könnte, Priesterin zu werden. „Aber nicht mit dem Zölibat. Das entspricht nicht meinen Lebensumständen“, betont sie.