“Synodaler Weg”, “Synodaler Ausschuss”, “Synodaler Rat”, “Synodalkonferenz” – die katholische Kirche in Deutschland ringt um ein neues Miteinander von Bischöfen und Laien. Nun erfolgt eine entscheidende Weichenstellung.
Angefangen hat alles vor ziemlich genau sechs Jahren mit einem Ruf nach Reformen und geistlicher Erneuerung. Unter dem Eindruck einer schon länger andauernden Kirchenkrise und verstärkt durch den Missbrauchs-Skandal riefen die Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) Ende 2019 den Synodalen Weg ins Leben. Schwerpunktthemen waren die Sexualmoral, die priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen in der Kirche.
Nach dem Synodalen Weg kam der Synodale Ausschuss. Der wiederum hatte zur Hauptaufgabe, ein Gremium zu schaffen, in dem die Beratungen zwischen Bischöfen und Laien verstetigt werden sollen. Auf der voraussichtlich letzten Sitzung des Synodalen Ausschusses am 21. und 22. November in Fulda soll nun eine Satzung für das künftige Gremium – die Synodalkonferenz – verabschiedet werden.
Das öffentliche Interesse am Beginn des Synodalen Wegs war ebenso groß wie die Aufbruchstimmung unter den rund 230 Synodalen, die als Synodalversammlung bis zum Frühjahr 2023 fünfmal tagten. In Erinnerung bleiben engagierte Debatten über Reizthemen wie den Umgang mit sexueller Vielfalt. Eine Reihe von Papieren wurde verabschiedet, etwa zu Predigtmöglichkeiten für Nicht-Kleriker und Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare.
Im September wandte sich Papst Leo XIV. in einem Interview gegen Segensrituale für Homosexuelle und betonte die Bedeutung der Familie aus “Vater, Mutter und Kind” für die Gesellschaft. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, sagte daraufhin, es gebe keinen Grund, die deutsche Handreichung zurückzunehmen. Einmal mehr wurde deutlich, auf welch’ schmalem Grat die Reformbefürworter wandeln – und wie kritisch der Vatikan das deutsche Projekt verfolgt.
Das hatte sich zuvor schon bei der Arbeit im Synodalen Ausschuss gezeigt. Das nominell aus 74 Mitgliedern bestehende Übergangsgremium sollte die noch offen gebliebenen Debatten des Synodalen Wegs fortsetzen und vor allem die Einrichtung eines Synodalen Rates vorbereiten, in dem Bischöfe und Laien künftig gemeinsam beraten und entscheiden wollten. Für den Vatikan, das machte er mehrfach klar, ist jedoch die rote Linie dort überschritten, wo Laien gleichberechtigt mit den Bischöfen verbindliche Beschlüsse fällen.
Die Bischöfe aus Passau, Regensburg und Eichstätt sowie der Erzbischof von Köln erschienen deswegen gar nicht erst zu den bislang vier Sitzungen des Ausschusses – auch wenn eine Delegation um Bätzing bei einem Besuch im Vatikan zusicherte, keine neuen Leitungsstrukturen der katholischen Kirche in Deutschland gegen den Willen Roms zu schaffen.
Zudem störte sich der Vatikan an der Bezeichnung: Dem Vernehmen nach suggeriert der Begriff “Synodaler Rat” aus römischer Sicht zu weitreichende Befugnisse. So taufte man den Rat schließlich in “Synodalkonferenz” um. Sie soll bestehen aus den 27 Ortsbischöfen, ebenso vielen ZdK-Mitgliedern und ebenfalls 27 weiteren Katholikinnen und Katholiken.
Laut Satzungsentwurf, der der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt, soll das neue Gremium unter anderem zu “wesentlichen Entwicklungen in Staat, Gesellschaft und Kirche” Stellung nehmen und in “wichtigen Fragen des kirchlichen Lebens von überdiözesaner Bedeutung” beraten und entscheiden.
Doch das Ganze birgt noch einiges Konfliktpotenzial – gerade in der Frage, wie die Sache mit dem “Entscheiden” so formuliert werden kann, dass dies auch aus Sicht des Vatikans vertretbar ist. Zum Entwurf, der in Fulda verabschiedet werden soll, haben die Mitglieder des Synodalen Ausschusses in den vergangenen Monaten offenbar reichlich Änderungsanträge eingereicht. Ein weiterer Knackpunkt dürfte die Frage sein, ob die Laien auch Mitspracherechte bei finanziellen Angelegenheiten der katholischen Kirche in Deutschland bekommen.
Am Mittwoch reiste eine Delegation der Bischofskonferenz, darunter auch der Passauer Bischof Stefan Oster, nach Rom zu einem Gespräch mit hohen Kurienvertretern über das künftige Statut der Synodalkonferenz. Man habe in einer ehrlichen, offenen und konstruktiven Atmosphäre den Charakter, die Zusammensetzung und Kompetenzen des Gremiums besprochen, hieß es im Anschluss. Es ist davon auszugehen, dass die deutschen Bischöfe ausgelotet haben, was geht – damit in Fulda am Ende eine Satzung verabschiedet werden kann, die nicht direkt wieder von Rom einkassiert wird. Denn ohne grünes Licht aus dem Vatikan kann die geplante Synodalkonferenz nicht an den Start gehen.
Vorbehalte gegenüber dem neuen Gremium gibt es aber auch unter jenen Bischöfen, die eher dem Lager der Reformer zuzurechnen sind. Noch ein Gremium, das bespielt werden muss – bei stetig sinkender Zahl der haupt- und ehrenamtlichen Kräfte, lautet die Klage. Ohnehin steht zu befürchten, dass die Katholiken vor Ort in den Pfarreien zwischen Hamburg und Passau das Ringen um Tagesordnungen und Formulierungen kaum mehr im Detail verfolgen. Der Reformdialog ist eher etwas für Spezialisten geworden. Und um die Verwirrung für Außenstehende perfekt zu machen, wird es Ende Januar noch eine finale Sitzung des Synodalen Weges geben.
Dann soll in Stuttgart evaluiert werden, ob und wie die Ergebnisse der 2019 gestarteten Initiative umgesetzt wurden. Neue Impulse sollen bei diesem Treffen voraussichtlich keine mehr gesetzt werden. Das wäre künftig Sache der Synodalkonferenz.