Sarah Mullally ist designiertes Oberhaupt der Anglikaner. Doch die Personalie kommt nicht überall in der anglikanischen Weltgemeinschaft gut an. Das könnte sich auch auf den Dialog mit der katholischen Kirche auswirken.
Die Ernennung von Sarah Mullally (63) zum geistlichen Oberhaupt der anglikanischen Kirche von England könnte sich negativ auf den katholisch-anglikanischen Dialog auswirken. Das machte Kurienkardinal Kurt Koch, Leiter der Vatikan-Behörde zur Förderung der Einheit der Christen, am Sonntag bei einem Symposium in Vallendar bei Koblenz deutlich.
Die Positionen der Bischöfin in sexualethischen Fragen hätten zu einer Abspaltung des konservativen Bündnisses Global Anglican Future Conference (Gafcon) von der englischen Mutterkirche geführt, erläuterte Koch. Daraus ergebe sich für die katholische Kirche die Frage, wer zukünftig der ökumenische Ansprechpartner sei: “Mit wem werden wir künftig den Dialog führen, wenn die anglikanische Weltgemeinschaft so sehr gespalten ist?”
2023 hatte die Generalsynode der Church of England auf Empfehlung der Bischöfe beschlossen, ein “umfassendes seelsorgerisches Angebot” zu entwickeln, um LGBTQI+-Personen willkommen zu heißen – also Lesben, Schwule, Bi-, Trans-, Intersexuelle, Queere sowie Menschen sonstiger Geschlechtsidentitäten. Dies stieß vor allem in Afrika auf erbitterten Widerstand. In der Folge sagte sich das theologisch konservative anglikanische Netzwerk Gafcon von der Church of England los.
Vor einigen Wochen wurde die Londoner Bischöfin Sarah Mullally von König Charles III. zur neuen Erzbischöfin von Canterbury und damit zum geistlichen Oberhaupt der Church of England und Ehrenoberhaupt der anglikanischen Kirchengemeinschaft ernannt. Sie ist die erste Frau in diesem Amt, das sie voraussichtlich im März antreten wird.