Die Kirche ist nach Überzeugung des Münchner Erzbischofs Reinhard Marx ein wichtiges Korrektiv für die Gesellschaft. „Sich zu verlaufen in völkischen Ideen oder in andere Ideologien, das ist ein Irrweg“, sagte der Kardinal beim Jahresempfang des Erzbistums vor 600 Gästen aus Kirche, Politik und Gesellschaft laut Mitteilung vom Montagabend. „Wir müssen dagegenhalten. Als Kirche dürfen wir nicht auf der Seite der Restauration stehen, sondern wir müssen weiterhin an die Vernunft appellieren und die Fähigkeit des Menschen, in Freiheit das Gute zu wählen.“
Die Weltlage sei weiterhin beunruhigend, sagte Marx weiter. „Wir erleben einen Zivilisationsrückschritt.“ Die Stimmen, die nationale Interessen betonten und die Welt nicht mehr als Menschheitsfamilie sähen, würden stärker. Kirche dürfe sich nicht verstecken „hinter einem zynischen Pragmatismus“, der davon ausgehe, man könne ohnehin „nichts machen“, sagte Marx.
Mit Blick auf die zunehmenden Kriege in der Welt sagte der Kardinal: „Wir brauchen Verteidigung. Aber ich möchte nicht erleben, dass unter dem Christbaum wieder Panzer verschenkt werden, dass wir nicht mehr wissen, was Krieg bedeutet. Das Schlimmste auf der Welt – das ist der Krieg.“ Waffen lösten gar nichts, sondern nur Gespräche, Kompromisse und Interessenausgleich. „Und das geht nur, wenn Mächte und Kräfte da sind, die über den Tag hinausdenken und die ganze Menschheitsfamilie im Blick haben.“ (2320/15.07.2025)