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Kardinal Marx: Kirche muss sich gegen Entdemokratisierung stellen

Dass militärische Verteidigung für ein Land wichtig ist, bestreitet der Münchner Kardinal Marx nicht. Aber die Vorstellung, dass an Weihnachten wieder Panzer unter dem Christbaum liegen könnten, ist ihm ein Graus.

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat den Jahresempfang seines Erzbistums für eine kämpferische Rede genutzt. “Wir müssen dagegenhalten”, sagte er mehrfach am Montagabend. Die Kirche dürfe “nicht auf der Seite der Restauration stehen”, der Kräfte, die eine Entdemokratisierung der Gesellschaft betrieben und von einer Herrschaft aufgeklärter Eliten im Verbund mit Tech-Milliardären träumten.

Kritisch äußerte sich Marx auch zum Ansehensverlust des Völkerrechts. Es sei ein Rückschritt zu sagen: “Die anderen halten sich nicht dran, also brauchen wir das auch nicht.”

Die Debatte um Aufrüstung sieht der Kardinal mit gemischten Gefühlen: “Ich bin kein Pazifist, natürlich brauchen wir die Bundeswehr. Aber ich möchte nicht erleben müssen, dass unter dem Christbaum zu Weihnachten wieder Panzer verschenkt werden.” Durch ein neues Wettrüsten werde die Welt nicht sicherer. “Wir müssen einsehen: Waffen lösen gar nichts, sondern nur der Versuch, miteinander zu sprechen, Interessen auszugleichen und Kompromisse zu finden.” Das funktioniere nur, wenn es Mächte gebe, die über den Tag hinausdächten und die eine Menschheitsfamilie im Blick hätten.

Der Kardinal sagte, er lese derzeit das Buch “Vom Kriege” des preußischen Militärhistorikers Carl von Clausewitz (1780-1831). “Natürlich steht da der Satz: Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln”, so Marx. Die Frage sei aber doch, was Clausewitz damit gemeint habe. “Wir müssen den Krieg von der Politik her denken, nicht die Politik vom Krieg her. Das sind Grundlagen, auf die wir uns wieder neu einigen müssen.”