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Kaiser: Müssen wieder vom Wortgefecht zum Meinungsaustausch kommen

Der 72-jährige Schlagersänger Roland Kaiser hat inzwischen einen Kultstatus erreicht. Zugleich ist er überzeugt, die Generationen könnten von einander lernen – wenn es etwa um Sensibilität in der Sprache geht.

Der Schlagerstar Roland Kaiser sorgt sich, dass derzeit Achtung und Respekt gerade in den kleinsten Zellen der Gesellschaft wie in Familien, Liebesbeziehungen und Freundschaften verloren gingen. “Und das erstreckt sich bis auf die große Politik”, sagte der 72-jährige Künstler der “Süddeutschen Zeitung” (online).

Letztlich sei es auch eine Frage der Erziehung, wie man miteinander umgehe. “Wir müssen wieder mehr vom Wortgefecht zum Meinungsaustausch kommen. Den anderen aussprechen lassen. Auch auf die Gefahr hin, dass er recht hat”, erklärte der Sänger. Die Menschen müssten wohl wieder lernen, auch jene mit Respekt zu behandeln, die anders dächten.

“Das meint auch, dass die Generationen voneinander lernen – in beide Richtungen. Meine Kinder können wahrscheinlich einiges von mir lernen. Aber ich kann sicher sehr viel von meinen Kindern lernen”, erklärte der Künstler. Als Beispiel führte Kaiser die neue Art zu reden an. So habe er sich in der Sprache der Zeit erst wieder zurechtfinden und wohlfühlen müssen. “Ich kann und will nicht mehr sprechen wie früher.” Es gebe eben nicht nur Mann und Frau. Menschen seien offensichtlich vielschichtiger und hätten entsprechend Gefühle und Bedürfnisse – “und die müssen wir zulassen. Auch sprachlich.”

Er sei immer überzeugt gewesen, dass die Freiheit eines Menschen erst dort ende, wo die Freiheit eines anderen beginne, so Kaiser. “Warum sollte es mich also stören, wenn sich jemand als dieses oder jenes identfiziert. Ist mir doch egal. Jeder Jeck ist anders. Ende des Berichts.” Zugleich räumte der Sänger mit Blick auf Gendersprache ein: “Auch ich bleibe an einem Wort wie Künstler:Innen hängen. Deshalb sage ich Künstlerinnen und Künstler. Dauert etwas länger, finde ich aber schöner. Und ich bleibe trotzdem innerhalb des Toleranzrahmens, der hier nun mal wichtig ist.”

Er habe jüngst eine Weltweise gemacht und dabei die Erkenntnis gewonnen: “Wir leben auf dem schönsten Kontinent der Welt. Und wir leben im Paradies.” Hongkong habe viele tolle Hochhäuser, aber daneben direkt einen Slum. In Singapur sei es sauber, aber es fehle das Leben. “Wir leben hier privilegiert, aber wir Deutschen haben zum Teil ein Problem mit uns. Natürlich gibt es wirtschaftliche Probleme. Natürlich gibt es Menschen hier, denen es schlecht geht. Aber das ist alles lösbar. Wenn man konkret dran arbeitet. Konkret! Nicht mit Feindbildern!”

Nicht nur in der Politik, sondern auch in der Wirtschaft vermisse er Persönlichkeiten, räumte Kaiser ein. Dazu zähle er Leute wie den erst jüngst verstorbenen Unternehmer Edzard Reuter (1928-2024). Auf die Frage, wie viel seiner Meinung nach ein Vorstandsvorsitzender verdienen dürfe, habe dieser einmal gesagt, maximal eine Million: “Weil er meinte, mehr habe er nicht verdient. Mehr sei Unrecht.”