Evangelische Theologen haben zum Reformationstag Themen wie Krieg und Frieden, aber auch den Umgang mit Künstlicher Intelligenz angesprochen. Die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, sagte am Freitag in der Heiligen-Geist-Kirche in Wismar: „Für mich persönlich ist vom Evangelium her klar, dass wir zum Frieden rufen müssen.“ Sie habe sich immer gefragt, „warum unser Staat das Gewissen derjenigen prüfen will, die den Kriegsdienst verweigern, nicht aber das derjenigen, die ihn leisten wollen. Wenn Gewissensprüfung, dann für alle!“
Die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Christiane Tietz, forderte zu einem pragmatischen und zugleich wachsamen Umgang mit der Künstlichen Intelligenz (KI) auf. Problematisch sei KI etwa dann, wenn sie Empathie vorspiele, sagte Tietz laut Predigtmanuskript in der Wiesbadener Lutherkirche. Die Theologin warnte auch davor, der KI zu vertrauen. „Lassen wir uns nicht vormachen, wir hätten es bei KI mit einer naturgemäß ‘guten’ oder zumindest ‘neutralen’ Macht zu tun“, forderte sie und fügte hinzu: „Lassen wir uns von KI nicht unsere Urteile und ethischen Entscheidungen abnehmen.“
Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister wandte sich gegen zunehmenden Antisemitismus und Fremdenhass in Deutschland. „Diese Gesellschaft braucht Zeuginnen eines Glaubens an das Gute“, sagte er. Die Kirchen der Reformation hätten den Anspruch, sich ständig zu erneuern und umzukehren zu ihrem Ursprung, und „eine der anspruchsvollen und radikalen Reformen ist immer noch, dass wir evangelische Christen unsere jüdischen Wurzeln sehen“, erklärte Meister.
Am Reformationstag erinnern Protestantinnen und Protestanten in aller Welt an den Beginn der Reformation durch die Veröffentlichung der 95 Thesen von Martin Luther am 31. Oktober 1517. Mit seiner Kritik an der Kirche seiner Zeit stieß Luther Veränderungen an, die später zum Entstehen der evangelischen Kirche führten.