Käßmann erwartet intensive Friedens-Debatte auf dem Kirchentag

Im Juni in Nürnberg werde es in Sachen Friedensethik hoch hergehen, sagt die Theologin. Ihre geplante Konzertlesung fehle im Programm des Kirchentags.

Wie erreicht man Frieden in der Ukraine?
Wie erreicht man Frieden in der Ukraine?Imago / Wolfgang Maria Weber

Die Theologin Margot Käßmann erwartet für den evangelischen Kirchentag im Juni in Nürnberg intensive Diskussionen über den Ukrainekrieg und die christliche Friedensethik. „Es wird hoch hergehen“, sagte die frühere hannoversche Landesbischöfin der evangelischen Monatszeitschrift Zeitzeichen in einem online veröffentlichtem Interview.

Laut Käßmann hat der Kirchentag allerdings eine Konzertlesung nicht ins Programm aufgenommen, bei der sie und der Liedermacher Konstantin Wecker pazifistische Texte aus einem von beiden herausgegebenen Buch lesen wollten. Über die Gründe dafür könne sie nichts sagen. Sie sei aber eingeladen, bei einer Diskussion zum Thema Frieden mitzuwirken, und werde beim politischen Nachtgebet von Amnesty International predigen, kündigte die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland an.

Aus der Geschichte abgeleitet

Käßmann beklagte den Ton der Debatte über Militärhilfe an die Ukraine und über Forderungen nach einem Waffenstillstand. Begriffe wie „Lumpenpazifismus“ oder „Ponyhof-Theologie“ seien diffamierend. „Ich erwarte von einer demokratischen und auch von einer protestantischen Debatte, dass wir den anderen respektvoll behandeln“, sagte die Theologin.

Sie habe Verständnis für die ukrainische Position, dass Russland niedergekämpft werden solle, sagte Käßmann. Sie bitte jedoch ebenso um Verständnis für ihre Position, die sie aus der deutschen Geschichte ableite.

Käßmann zählt zu den Erstunterzeichnerinnen des von der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht und der Publizistin Alice Schwarzer initiierten „Manifests für den Frieden“. Kritiker führen an, das Manifest unterscheide nicht zwischen Angreifern und Opfern und rede einer Unterwerfung der Ukraine das Wort.

Zu viel falsche Unterstützung

Sie stimme nicht mit jedem Satz in dem Manifest überein, sagte Käßmann. Sie hätte es aber nicht unterschrieben, wenn sie es nicht hätte verantworten können. Es sei aber ein Problem für sie, dass auch so viele Menschen mit demokratiefeindlichen und menschenverachtenden Positionen aus dem rechten Spektrum unterschrieben haben.