Käßmann: Abschaffung der Frauen-Ordination in Lettland ist „Skandal“

Die Theologin plädiert dafür, die Beziehung zur lettischen Kirche infrage zu stellen. Auch zum Jubiläum der Reformation nimmt sie Stellung.

Margot Käßmann kommt zum interkulturellen Weihnachtsfest (Archivfoto)
Margot Käßmann kommt zum interkulturellen Weihnachtsfest (Archivfoto)Jens Schulze / epd

Konstanz. Die Reformationsbotschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, hat das Ende der Frauen-Ordination in der evangelisch-lutherischen Kirche Lettlands scharf kritisiert. Die Abschaffung sei ein "Skandal", sagte die Theologin in Konstanz bei der ökumenischen Veranstaltung "Frauen im Konzil". Sie sei daher dafür, "die Kontakte zur evangelisch-lutherischen Kirche Lettlands infrage zu stellen". Die Synode der lettischen Kirche hatte Anfang Juni in Riga mit einer Dreiviertel-Mehrheit die Abschaffung der Frauen-Ordination beschlossen.
Zum Reformationsjubiläum 2017 sagte Käßmann, dies werde kein anti-katholisches Fest, sondern ein internationales ökumenisches Fest. Es werde dabei auch "kein Kult um den Reformator Martin Luther getrieben". Heute würden die Gemeinsamkeiten zwischen den Kirchen mehr geschätzt als das, was trenne.
Die Veranstaltung "Frauen im Konzil" mit rund 500 Teilnehmern fand im Rahmen des 17. Internationalen Ökumenischen Bodensee-Kirchentags statt, zu dem 8.000 Besucher erwartet werden. Das große Interesse von Frauen zeige, dass "die Kirche keineswegs eingedämmert ist, sondern hochlebendig", sagte Käßmann.

"Ungesunde Amtstheologie"

Die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, Claudia Roth (Grüne), sagte, das Frauenkonzil sei wichtig, denn "was die Teilhabe und die Chancen von Frauen angeht, haben wir leider immer noch totalen Nachholbedarf". Mit Blick auf den Brexit sagte die Politikerin, man könne noch nicht abschätzen, welchen "Antrieb das für undemokratische Bewegungen in Europa bedeutet".
Die Schirmherrin des Frauenkonzils, Gerlinde Kretschmann, sagte, sie sei im Laufe der Zeit mit der katholischen Kirche geduldiger geworden. "Aber ich möchte in meiner Kirche auch Veränderungen sehen", erklärte die Frau des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne). Als ein Beispiel nannte sie die Rolle der Frau in der Kirche und die Frauenordination. Gerlinde Kretschmann war nach einer streng katholischen Erziehung viele Jahre aus der katholischen Kirche ausgetreten.
Johanna Rahner, Professorin für Ökumenische Theologie an der Universität Tübingen, bezeichnete das klassische Priesterbild als "theologisch ungesunde Amtstheologie", weil verheiratete Männer und Frauen fehlten. "Daran müssen wir dringend arbeiten", forderte sie. (epd)