Julia Jäkel: ARD ist „nicht wirklich reformfähig“

„Reformwillig, aber nicht wirklich reformfähig“: Die Vorsitzende des Zukunftsrats für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, Julia Jäkel, wirft einen kritischen Blick auf die Reformpläne der ARD.

Julia Jäkel wirkt in mehreren Aufsichtsräten mit
Julia Jäkel wirkt in mehreren Aufsichtsräten mitepd-bild/ Rolf Zoellner

Die Vorsitzende des Zukunftsrats für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, Julia Jäkel, betrachtet die ARD als „reformwillig, aber nicht wirklich reformfähig“. „Die ARD braucht Leitung. Und Aufgabenteilung. Was zentral ist, soll zentral geregelt werden und Regionales regional“, sagte Jäkel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Eine nach den Vorschlägen des Zukunftsrats neu zu bildende Anstalt wäre laut Jäkel verantwortlich für alles Bundesweite, das Erste, die Mediatheken und für alle Verwaltungsaufgaben. „Die Landesrundfunkanstalten konzentrieren sich dann auf das Regionale. Wir nennen es organisierte Regionalität“, sagte sie.

Zulasten der Präsenz in den Regionen

Die frühere Vorstandsvorsitzende von Gruner+Jahr begründete den Verzicht auf die Empfehlung zur Fusion von Landesrundfunkanstalten mit der Präsenz vor Ort, diese sei „doch gerade wichtig“. „Außerdem würde der Koordinationsaufwand kaum sinken“, sagte Jäkel und fragte: „Aber ist es notwendig, dass jede Anstalt alles macht? Das ist nicht mehr zeitgemäß.“

 

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Der Vizevorsitzende des Zukunftsrats, Peter M. Huber, sagte: „Zurzeit investieren die Landesrundfunkanstalten in der ARD einen erheblichen Teil ihrer Kräfte in ihre nationale Sichtbarkeit und in eine aufwendige Koordination. Das geht zulasten der Präsenz in den Regionen.“ Die neun Landesrundfunkanstalten sollten ihre Kernaufgabe stärker wahrnehmen und weiter dem Ersten und den Mediatheken zuliefern, aber auf Anforderung, argumentierte der ehemalige Bundesverfassungsrichter.

Jäkel: Öffentlich-Rechtliche „in Desinformationszeiten wichtiger denn je“

Jäkel nannte die öffentlich-rechtlichen Sender eine „Erfolgsgeschichte“. „Für unsere Demokratie werden sie in Desinformationszeiten wichtiger denn je. Aber sie müssen effizienter, digitaler werden und ihren Auftrag besser erfüllen“, sagte sie.

Der acht Fachleute umfassende Zukunftsrat hatte am Donnerstag vergangener Woche seine Vorschläge für Reformen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks vorgelegt. Er war im März 2023 von der Rundfunkkommission der Bundesländer mit dem Ziel eingesetzt worden, Perspektiven für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, dessen Nutzung und Akzeptanz über das laufende Jahrzehnt hinaus zu entwickeln.