Jürgen Bertram: Erster China-Korrespondent der ARD gestorben

Jürgen Bertram war der erste Korrespondent, der für die ARD aus Peking berichtete. Später haderte er mit dem TV-Journalismus und ging in den Vorruhestand.

Der Journalist Jürgen Bertram ist gestorben
Der Journalist Jürgen Bertram ist gestorbenImago / Insadco

Der erste China-Korrespondent der ARD, Jürgen Bertram, ist tot. Er starb bereits am Samstag mit 83 Jahren in einer Seniorenresidenz in Hamburg-Lokstedt, wie seine Witwe Helga Bertram auf epd-Anfrage mitteilte. Als China ausländische Korrespondenten zuließ, sei ihr Mann erster ARD-Korrespondent in Peking geworden, sagte Helga Bertram. In diese Zeit fiel auch das Massaker am Tiananmen-Platz in Peking, bei dem die Staatsmacht die Protestbewegung gewaltsam niederschlug.

Bertram kam 1940 in Fürstenwalde zur Welt und wuchs in Goslar auf. Seine journalistische Karriere begann er laut seiner Witwe bei der Braunschweiger Zeitung. Weitere Stationen waren die Deutsche Presse-Agentur (dpa) und der Spiegel, bevor er zunächst freiberuflich, später fest zum NDR wechselte. Dort habe er sich vor allem sozialkritischen Themen angenommen.

Jürgen Bertram schrieb lieber Bücher

Nach seinen Korrespondentenjahren in Peking und in Singapur kehrte Bertram zum NDR nach Hamburg zurück. „Dort war er nicht sonderlich glücklich“, sagte Helga Bertram, „weil das ganze Fernsehen sich verändert hatte.“ Für ihren Mann seien viele Inhalte zu boulevardesk und oberflächlich geworden. Deshalb sei er mit 60 Jahren in den Vorruhestand gegangen.

Bertram veröffentlichte in der Folge viele Bücher über die von ihm bereisten Länder. 2002 erschien sein Buch „Die Story Jäger“, das als Enthüllungsroman der TV-Nachrichten gilt. 2005 folgte „Mattscheibe – Über das Ende der Fernsehkultur“, das ihm viel Ärger mit dem NDR eingebracht habe, erinnert sich Helga Bertram. 2011 veröffentliche Bertram den autobiografischen Band „Torschrei – Bekenntnisse eines Fußballsüchtigen“ über seine problematische Kindheit in Goslar.