Jüdisches Gemeindezentrum “Mishkan Shalom” eingeweiht

In Kiel sind am Sonntag die Synagoge und das Gemeindezentrum „Mishkan Shalom“ der Jüdischen Gemeinde Kiel eingeweiht worden. Dies sei ein Festtag, „weil die öffentlich sichtbare Präsenz jüdischen Lebens in Deutschland ein großer und wunderbarer Grund zur Freude ist“, sagte Nordkirchen-Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt in ihrem Grußwort. Jüdisches Leben und jüdische Kultur blühe wieder auf in dem Land, „in dem jüdisches Leben einmal ausgelöscht werden und aus dem Gedächtnis verbannt werden sollte“.

Toleranz, Vielfalt und Respekt seien nicht so selbstverständlich, wie es nötig und wünschenswert sei, sagte Kühnbaum-Schmidt und verurteilte die rassistische Parolen in einem im Internet verbreiteten Video von einer Feier auf Sylt am Pfingstwochenende. Den volksverhetzenden Parolen müsse „mit aller Klarheit unseres Rechtsstaates und mit aller Deutlichkeit unserer Zivilgesellschaft entgegengetreten werden“.

Landtagspräsidentin Kristina Herbst (CDU) sagte, jüdisches Leben gehöre zu Schleswig-Holstein und zu Deutschland. Dies immer wieder zu betonen, sei angesichts einer dramatisch wachsenden antisemitischen Haltung wichtiger denn je. Rechtsradikale, Linksradikale und islamistische Extremisten stellten offen das Existenzrecht des jüdischen Volkes infrage. „Das ist unfassbar, das ist unsäglich und das verlangt nach weit mehr als nur Worten. Der Kampf gegen Antisemitismus ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“

Seit ihrer Gründung 2004 konnte die Jüdische Gemeinde in Kiel ihre Gottesdienste nur in provisorischen Räumen feiern.
Schließlich hatte sich der evangelische Altbischof Gothart Magaard (Schleswig) dafür eingesetzt, dass sich Gemeinde, Stadt und Landesregierung zu Gesprächen zusammensetzten, um für die 220 Mitglieder zählende Jüdische Gemeinde einen geeigneten Standort zu finden.

2019 konnte das gelb-rote Backsteingebäude in der Waitzstraße bezogen und umgebaut werden. Derzeitiger Eigentümer ist ein Privatmann. Finanziert wurden die Anmietung und der gut eine Million Euro teure Umbau des Gebäudes aus Eigenmitteln, Spenden, Stiftungsgeldern und öffentlichen Fördermitteln.