Jüdischer Weltkongress: „Wir haben Angst“

Nach dem Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel sieht der Jüdische Weltkongress das Leben von Juden auch in Europa in Gefahr. „Wir haben Angst“, schreibt der geschäftsführende Präsident Maram Stern in einem Gastbeitrag für die „Zeit“ (Donnerstag). Er versuche, in Gesprächen mit Islamverbänden und muslimischen Staaten eine klare Distanzierung von den Attacken der palästinensischen Terrororganisation zu erreichen. „Bislang sind die Ergebnisse meiner Anstrengungen ernüchternd“, bilanziert Stern.

Die israelische Armee könne Juden in Israel schützen. „Aber was ist mit uns Juden in Deutschland, Österreich, Frankreich?“, fragt der geschäftsführende Präsident des Weltkongresses. „Wenn es so schwer fällt, den barbarischen Angriff auf Zivilisten zu verdammen, dann ist die Gefahr, in der wir Juden schweben, groß“, so Stern. „Ich warne: Ein Anschlag auf die Juden in Deutschland wird immer wahrscheinlicher.“

Wütend mache ihn, dass in Berlin-Neukölln der Überfall auf Israel gefeiert wurde und „dass die deutsche Politik und Gesellschaft das zulassen“, so Stern. „Ich verstehe die Verzweiflung der Palästinenser im Westjordanland. Ich verstehe die Wut im Gazastreifen.“ Doch unverständlich bleibe ihm „die Freude über das Abschlachten“, betont Stern. „Singen und tanzen, weil Kinder ermordet werden? Wer in Deutschland Süßigkeiten verteilt nach Massakern, ist einfach Antisemit.“

Stern nannte es zugleich legitim, von Israel Besonnenheit zu verlangen. „Aber warum gedenkt der UN-Menschenrechtsrat palästinensischer Opfer des Konflikts, während die Hamas noch mordend durch israelische Dörfer zieht? So werden die Opfer der Hamas zu Opfern der israelischen Politik umdeklariert. Antisemiten in aller Welt dürfen sich bestätigt fühlen.“ Der israelisch-palästinensische Konflikt sei über hundert Jahre alt. „Er ist nicht schwarz-weiß. Die Taten der Hamas aber sind schwarz, tiefschwarz. Wer daran zweifelt, hat weder Herz noch Verstand.“ Der Jüdische Weltkongress ist die Dachorganisation jüdischer Gemeinden der Welt.