Jüdischer Politiker sieht Miteinander “um Jahre zurückgeworfen”

Der Hamas-Angriff auf Israel und der Gaza-Krieg haben auch den Alltag vieler Menschen hierzulande verändert. Ein bekannter jüdischer Politiker in München setzt weiterhin auf Vermittlung.

Marian Offman (76), jüdischer SPD-Politiker in München, sieht nach dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 Verhärtungen in der Debatte. Die Situation für Jüdinnen und Juden in der Diaspora sei “um zehn oder 20 Jahre zurückgeworfen” worden, sagte Offman der “Süddeutschen Zeitung” (Dienstag). In der jüdischen Gemeinschaft der Isarmetropole spüre er “eine gewisse Hilflosigkeit” und große Angst davor, dass Israel untergehen könnte.

Offman war Vizepräsident der Israelitischen Kultusgemeinde und ist Beauftragter des Stadtrates für interreligiösen Dialog. Er sei ein Gegner der israelischen Regierung, erklärte er, “aber in der heutigen Situation kann man sich nicht mehr von Israel distanzieren. Das Land ist in Gefahr.”

In München beobachte er derweil keinen Anstieg von Antisemitismus. Er könne sich vorstellen, “dass führende Vertreter des Judentums mehr antisemitische Zuschriften bekommen”, so Offman. “Aber ich befürchte, dass der Antisemitismus etwas hochgeschrieben wird, er wird sehr stark von den Medien gehypt. Jews are news, Juden sind Nachrichten, das war schon immer so.”