Jüdische Gemeinden im Südwesten fordern mehr Schutz

In Baden-Württemberg sind Menschen jüdischen Glaubens zunehmend verunsichert. „Die Situation ist angespannt“, sagte die Vorsitzende der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg in Stuttgart, Barbara Traub, am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Besonders besorgt seien die Gemeindemitglieder um Einrichtungen für Kinder wie Schulen oder Kindergärten.

Gottesdienste und andere Veranstaltungen fänden weiterhin statt, betonte Traub. Aus Furcht vor Anschlägen kämen allerdings weniger Menschen. In der Nacht auf Mittwoch hatten zuletzt Unbekannte zwei Molotowcocktails in Richtung der Berliner Synagoge geworfen.

Jüdische Einrichtungen in Deutschland werden seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober verstärkt bewacht. Die Polizei fahre zwar Streife vor Synagogen, sagte der Vorsitzende der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden in Karlsruhe, Rami Suliman. Es gebe jedoch auch Gemeinden, in denen Gebetsschutz nicht ausreiche, so Suliman.

In Pforzheim etwa wohnten Familien und arbeiteten Sozialarbeiter in der jüdischen Gemeinde. „Dort ist den ganzen Tag über Aktivität“, beschrieb Suliman die Lage vor Ort. Er wünsche sich für diese Menschen eine Rund-um-die-Uhr Präsenz der Sicherheitskräfte. Jüdischer Religionsunterricht finde aus Sicherheitsgründen ausschließlich online statt. Die Landesregierung habe dieser Bitte unbürokratisch zugestimmt.

„Das ist gerade nicht angenehm“, sagte Suliman. Er denke, die Angst beherrsche zurzeit alle jüdischen Gemeinden, nicht nur in Baden. Vergangenen Samstag hätten in Pforzheim Vertreter aller Religionen sowie Politiker gesprochen. „Da wussten wir, wir sind nicht allein“, betonte er. Allerdings sei der Vertreter der DITIB Fatih Moschee Pforzheim im Internet wegen seiner Teilnahme angegriffen worden.

Die Vertreter der israelitischen Religionsgemeinschaften stellen sich längerfristig auf eine angespannte Situation ein. Sie hoffe, dass Baden-Württemberg den Ende des Jahres auslaufenden Vertrag zur Sicherung – und Bezahlung – der jüdischen Gemeinden verlängern werde, sagte Traub. „Wir versuchen so weit wie möglich, unser normales Leben aufrechtzuerhalten“, betonte sie. (2495/18.10.2023)