Jüdische Autorin wirft Berlin blinde Israel-Gefolgschaft vor

Die deutsch-amerikanische Schriftstellerin Deborah Feldman hat der Bundesregierung im Gaza-Krieg eine blinde Gefolgschaft gegenüber der rechtskonservativen Regierung Israels vorgeworfen. „Die Bundesregierung sorgt derzeit für eine Atmosphäre, in der es problematisch ist zu sagen, dass auch unschuldige Zivilisten in Gaza getötet werden. Ihre einseitige Loyalität mit der rechtsnationalen Regierung Israels wird selbst dort sehr kritisch gesehen“, sagte Feldman der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Montag).

Die uneingeschränkte Solidarität der Bundesregierung mit Israel sei „gleichbedeutend mit der Bereitschaft, gegenüber Israel blind zu sein“, kritisierte die jüdische Bestseller-Autorin. „Die Staatsräson sagt: Wir gucken nicht hin, was ihr mit den Palästinensern macht, wenn ihr nicht wollt, dass wir hinschauen“, sagte Feldman. „Die deutsche Politik läuft deshalb Gefahr, als nicht mehr eigenständig, sondern nur noch als Ableger von einem rechtsnationalen Israel wahrgenommen zu werden.“

Feldman forderte Berlin auf, sich zu emanzipieren. Die deutsche Politik müsse in der Lage sein, einerseits an der Seite Israels zu stehen, andererseits aber auch Israels Politik im Gaza-Krieg zu kritisieren. „Wir dürfen den kritischen Diskurs über Israel in Deutschland nicht abwürgen“, sagte die Autorin. Sie warnte eindringlich vor religiösen Eiferern gerade auch in Israel. „Wir müssen anfangen zu verstehen, dass die Radikalen in Israel wie alle anderen Radikalen auf der Welt sind: Sie sind Feinde der Demokratie, der Freiheit, genauso wie die Islamisten, die hier ein Kalifat errichten wollen“, betonte sie.

Deborah Feldman ist die Autorin des autobiographischen Romans „Unorthodox“ (2012), der später als Netflix-Serie verfilmt wurde. In dem Buch beschreibt sie ihre Kindheit und Jugend in der ultraorthodoxen jüdischen Glaubensgemeinschaft der Satmarer im New Yorker Stadtteil Williamsburg.