Journalistin Amann beklagt steigendes „Level an Empörung“
In Zeiten des Internets wird es immer schwieriger, Nachrichten an den Adressaten zu bringen, beklagt die Journalistin Melanie Amann. Doch soziale Netzwerke hätten auch einen positiven Effekt.
Das Aufkommen des Internets und der sozialen Netzwerke hat nach Ansicht der Journalistin Melanie Amann die Berichterstattung der Medien „auf gewisse Weise demokratisiert“. Zugleich habe sich in der politischen Debatte etwa seit der Flüchtlingswelle des Jahres 2015 ein „Level an Empörung“ entwickelt, das sie beunruhige, sagte die Leiterin des Spiegel-Hauptstadtbüros beim Parlamentsgespräch im Düsseldorfer Landtag. Zudem werde es vor dem Hintergrund der Vielzahl an unterschiedlichen Kanälen, über die sich Menschen informierten, immer schwieriger, die Nachrichten an den Adressaten zu bringen.
Amann diskutierte auf Einladung des Präsidenten des NRW-Landtags, André Kuper (CDU), mit dem Dortmunder Journalistik-Professor und TV-Moderator Michael Steinbrecher sowie dem Politikwissenschaftler Martin Florack zum Thema „Gefährdet die Informationsflut die Demokratie?“. Steinbrecher berichtete mit Verweis auf eine bislang noch unveröffentlichte Studie von einem sinkenden Vertrauensbonus für die klassischen Medien in der Öffentlichkeit. Zugleich sprach er sich dafür aus, die gesellschaftliche Teilhabe der Menschen zu stärken und in der politischen Debatte „niemanden zurückzulassen“.
Der Politikwissenschaftler Florack warnte davor, den Begriff von der „Polarisierung“ der Gesellschaft zu überdehnen. Es gebe zwar „Aufgeregtheiten“ an den Rändern der Gesellschaft, grundsätzlich existierten bei der Mehrheit der Bevölkerung aber nach wie vor „sehr mittige Vorstellungen über Politik und Demokratie“.