Journalistenverband pocht auf Schutz für Journalisten im Exil

Die Bundesregierung ist in der Verantwortung, sagt der Verband. Als Beispiel nennt er ein Kopfgeld, das auf einen türkischen Journalisten ausgesetzt sei.

Der türkische Journalist Can Dündar lebt im deutschen Exil
Der türkische Journalist Can Dündar lebt im deutschen ExilImago / epd

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) fordert von Sicherheitsbehörden mehr Schutz für Exiljournalisten. Die Bundesregierung sei in der Verantwortung, die Sicherheit der in Deutschland im Exil lebenden Medienschaffenden zu garantieren, hieß es. Hintergrund sind demnach Berichte über ein Kopfgeld, das die türkische Regierung auf den früheren Chefredakteur der Zeitung Cumhuriyet, Can Dündar, ausgesetzt habe.

Der Journalist war in der Türkei in Abwesenheit zu Jahrzehnten Gefängnis verurteilt worden, nachdem er 2015 illegale Waffenlieferungen der türkischen Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan nach Syrien aufgedeckt hatte. Seit 2016 arbeitet er im deutschen Exil.

„Akt der Barbarei“

„Einen prominenten Journalisten und Erdogan-Kritiker zum Abschuss freizugeben, ist ein Akt der Barbarei, mit dem sich die Erdogan-Diktatur ein weiteres Mal entlarvt“, kritisierte DJV-Chef Frank Überall. „Das macht eine deutliche Reaktion des Auswärtigen Amtes unbedingt notwendig.“

Der DJV-Vorsitzende erinnerte zugleich daran, dass in Deutschland zahlreiche kritische und regierungsunabhängige Medienschaffende aus der Türkei und anderen autokratisch regierten Staaten Unterschlupf gefunden haben. „Auch wenn auf sie kein Kopfgeld ausgesetzt ist, leben sie in ständiger Gefahr, Opfer der Schergen ihres Herkunftslandes zu werden.“ Das müssten die Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern unter allen Umständen verhindern.

Scharfe Kritik an Türkei

Zuvor hatte die Organisation Reporter ohne Grenzen das Vorgehen der Türkei ebenfalls scharf kritisiert. „Kopfgeld auf gesuchte Personen auszusetzen, ist eine Methode wie aus einem Westernfilm“, sagte Deutschland-Geschäftsführer Christian Mihr der Frankfurter Rundschau. Er forderte, die Verfolgung von Dündar und anderen Medienschaffenden einzustellen. Dündar selbst sagte dem Blatt: „Geld auf meinen Kopf zu setzen, ist für viele radikale Erdogan-Anhänger in Deutschland ein Zeichen.“