Jetzt ist Pause!

Über den Predigttext zum 2. Sonntag nach Trinitatis: Matthäus 11,25-30

Predigttext
25 Zu der Zeit fing Jesus an und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies Weisen und Klugen verborgen hast und hast es Unmündigen offenbart. 26 Ja, Vater; denn so hat es dir wohlgefallen. 27 Alles ist mir übergeben von meinem Vater, und niemand kennt den Sohn als nur der Vater; und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will. 28 Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. 29 Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. 30 Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.

Ich blicke auf die Uhr. Puh, fünf Minuten noch. Umgucken, gähnen, mit dem Stift herumspielen. Warten. Erneuter Blick auf die Uhr. Noch zwei Minuten. Was dauert das denn so lange. Dann endlich – die Erlösung: Es schellt. Pause!

Obwohl ich eine gute Schulzeit mit einigen tollen Lehrern hatte und mich auch für viele Unterrichtsthemen begeistern konnte, ist es doch auch öfters so zäh abgelaufen wie gerade geschildert. Und bei aller Liebe zu Bio, Politik und sogar Religion – die Pausen waren mir in der Schule doch am liebsten. Raus aus dem Klassenraum, Käsebrötchen und Ice Tea Pfirsich in der Cafeteria holen und mit „meinen Leuten“ quatschen, bis es wieder schellt und das Pauken erneut losgeht.

Lernen und Pause machen – in der Schulzeit sind das zwei Gegensätze. Zwei Zeiten, ja zwei Gemütszustände getrennt durch einen Gong. Eben noch genervt, weil die brütende Sommerhitze den Klassenraum zur Sauna macht, und im nächsten Moment fröhlich und gelöst, weil endlich frei ist und ich raus in die Sonne kann.

Ein Ort voller Ruhe – zum Lernen

In der Schule voneinander geschieden, im Predigttext miteinander verbunden: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir“. Wenige Verse in der Bibel verbinde ich so sehr mit dem Gefühl, Pause machen und das, was mich müde und erschöpft macht, ablegen zu können. Bei diesen Worten denke ich jedes Mal, wenn ich sie lese, an einen Ort voller Ruhe und Frieden. So etwas wie eine Oase mit Palmen, frischem, erquickendem Wasser und da ist eine unglaublich weiche Decke, auf der ich mich im Schatten ausruhen und alle unruhigen Gedanken fahren lassen kann. Einmal richtig abschalten können von allem: Dem, was noch für die Arbeit zu tun ist; dem Kommentar eines Freundes, der mich beschäftigt; der Wäsche auf der Leine – einfach von allem.

Doch dann: Joch und Lernen – zwei Worte, die ich nicht als allererstes mit Erquickung, Abschalten und Pause verbinde. Gerade das Joch: Ein Gerät, das Ochsen für die Feldarbeit aufgelegt wird. Bei diesem Bild bin ich schnell wieder im stickig-warmen Klassenzimmer und nicht mehr in der Oase.

Jesus ist auch Lehrer seiner Jünger. Die Evangelien zeichnen ihn dabei als leidenschaftlichen Streiter, der sich gegen einzelne Tendenzen allzu strenger Gesetzesbefolgung wehrt, indem er sagt: Das Gesetz soll dem Menschen dienen und ihn nicht gängeln. Der Lehrer Jesus steht „sanftmütig und von Herzen demütig“ vor seinen Schülern und legt ihnen sein leichtes Joch auf die Schultern. Dieses Joch, seine Lehre, versichert sie der liebenden Zuwendung Gottes, gerade auch in Momenten der eigenen Kraftlosigkeit und Mattheit. Seine leichte Last, sein sanftes Joch, verschafft ihnen eine Pause, in der sie andere Gedanken fassen und ihren Blick neu auf Gott ausrichten können.

Manchmal blicke ich auf die Erzählungen der Evangelien und sie kommen mir ganz weit weg vor. Doch merke ich dadurch gar nicht, an welchen Stellen im Hier und Jetzt sie mir etwas zu sagen haben, in meinen Alltag sprechen.

Es sind nicht nur die Momente, in denen ich von Trauer erdrückt werde oder in denen Lethargie mich in ihrem Bann hält, die mich mühen und müde machen. An diesen Stellen bräuchte ich ganz dringend die Oase. Aber auch übertriebener Ehrgeiz, der zuweilen lähmt und zermürbt oder verletzte Eitelkeit, die mir verbietet, einen Streit zu den Akten zu legen, beladen mich und legen sich auf meine Schultern.

An diesen zähen, anstrengenden Stellen täte es mir gut, wenn ein Gong ertönen würde, der mich aus dem Drehen um mich selbst herausholt. Dann würden meine Sinne frei werden für die Einladung Jesu an alle Mühseligen, die mir sagt: „Es ist Pause – Zeit zum Lernen!“