„Jesus weiß, dass ich Christ bin“

Ein Iraner ist zum Christentum konvertiert – und muss jetzt seinen Glauben vor einem Gericht beweisen. Darüber schreibt Björn Begas, Pastor aus Hamburg-Bahrenfeld.

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Der Predigttext des kommenden Sonntags lautet: „Ihr habt Christus verloren, die ihr durch das Gesetz gerecht­ werden wollt, aus der Gnade seid ihr herausgefallen­.“ aus Galater 5,1-6

Durch das Gesetz gerecht werden? Allein Christus! Glaube! Schrift! So sollte ich anfangen. Dummerweise rutschen meine Gedanken vom sicheren Lutherpfad zum Verwaltungsgericht in Hamburg. Das macht alles nur unnötig kompliziert. Hier geht es auch um Gesetze, aber nicht vor Gott. Meinen Gedanken ist das egal.

Verwaltungsgericht also. Neben der Tür des Verhandlungszimmers steht auf einem Zettel „Reza Hosseini* gegen die Bundesrepublik Deutschland“. Ich bin als Zeuge geladen. Beweisthema: Hinwendung des Klägers zum Christentum.

Reza war im Taufkurs der Gemeinde, hat sich taufen lassen, ist seit Jahren so gut wie jeden Sonntag im Gottesdienst, besucht den Bibelkreis, hilft ehrenamtlich in der Gemeinde, wo er kann, hat seine Bibel so oft gelesen, dass sie schon völlig zerfleddert ist. Der Richter fragt ihn, ob er die Zehn Gebote aufsagen kann. Und warum Ostermontag gefeiert wird. Später erklärt mir der Richter, dass es natürlich nicht darum gehe herauszubekommen, ob Reza wirklich Christ sei. Das Urteil stehe ihm als Richter nicht zu. Es gehe lediglich darum festzustellen, ob er identitätsgeprägter Christ ist. Ich ahne, was er meint, finde die Unterscheidung aber trotzdem absurd.

Was das Urteil bedeutet

Reza sagt, es bedeute ihm nichts, ob das Gericht ihn als Christ anerkennt oder nicht. Es bedeutet aber etwas. Denn wenn er nicht als „identitätsgeprägter“ Christ anerkannt wird, kann er in den Iran abgeschoben werden. Wer nicht weiß, welche Folgen das für einen konvertierten Christ haben kann, sollte sich informieren. Reza sagt trotzdem, dass es ihm nichts bedeutet. Er setzt ganz und gar auf Christus. „Jesus weiß, dass ich Christ bin“, sagt Reza. Das bedeutet ihm alles, nicht die Einsicht des Richters, auch nicht sein Gutsein vor Gott oder sein vorbildliches Engagement in der Gemeinde. Und dafür müsse weder er noch irgend ein Zeuge kämpfen, sagt er. Hätte er nicht diesen Glauben, wie gnadenlos wäre seine Situation vor Gericht. So aber ist er frei und kämpft für sein Recht. *Name geändert

Unser Autor
Björn Begas ist Pastor in der Luther-Kirchengemeinde Hamburg-Bahrenfeld.

Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Dienstag.