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Jella Haase: Aufrichtige Auseinandersetzung statt Polemik

Der Bayerische Filmpreis gehört zu den anerkanntesten Auszeichnungen in der Branche. Dieses Mal wurde die Gala im Münchner Prinzregententheater auch genutzt, um für Demokratie und menschliches Miteinander zu werben.

Bei der Verleihung der Bayerischen Filmpreise am Freitagabend in München haben vor allem Preisträgerinnen die Gelegenheit zu Appellen für eine demokratische Gesellschaft genutzt. Die als beste Schauspielerin ausgezeichnete Jella Haase mahnte die Politik, endlich damit aufzuhören, vermeintliche Feindbilder mit einer vergiftenden Rhetorik zu erschaffen. Eine solche populistische Rhetorik spalte und sei extrem gefährlich.

“Wir müssen als Gesellschaft, im Kleinen wie im Großen, den schwierigen, aber ehrlichen Weg gehen, die wahren Ursachen unserer Probleme zu erkennen, um sachlich mit ihnen umzugehen”, erklärte Haase. Ehrlichkeit erfordere immer Mut. Polemik und falsche Schuldzuweisungen verhinderten dagegen eine aufrichtige Auseinandersetzung und versperrten die Sicht für eine nachhaltige und soziale Zukunft. “Und ich wehre mich aus der Tiefe meines Herzens, gegen den Verlust von Ehrlichkeit, die Verrohung im Miteinander und das Normalisieren und Verharmlosen von rechter Gesinnung.” Für ihre Worte erhielt die 32-jährige Künstlerin lang anhaltenden Applaus.

Die für die “Beste Regie” bei “Im toten Winkel” geehrte Regisseurin Ayse Polat erinnerte daran, dass ihre Eltern in den 1970er Jahren als sogenannte Gastarbeiter nach Deutschland gekommen seien. Mit ihrer Arbeit hätten sie wie viele andere auch entscheidend für den Wohlstand dieses Landes beigetragen. In Krisenzeiten werde dies aber schnell vergessen. Da würden solche Menschen zu Sündenböcken gemacht: “Wir leben wieder in solchen Zeiten, wo wir beherrscht werden von Spaltung, Hass und Wahnsinn. Und ich wünsche mir, dass wir gemeinsam entschlossen uns dagegen wehren und dafür sorgen, dass Menschlichkeit, Empathie und Respekt uns wieder zusammenführen.”

Die mit dem Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten für ihr Lebenswerk ausgezeichnete Schauspielerin Uschi Glas verwies in ihrer Dankesansprache auch auf ihr soziales Engagement. Vor 16 Jahren habe sie mit ihrem Mann den Verein “brotZeit” gegründet. Inzwischen sei sie mit ihren rund 3.000 ehrenamtlich tätigen Seniorinnen und Senioren in fast allen Bundesländern vertreten. Mit den Frühstücksbuffets würden an Brennpunktschulen täglich über 21.000 Grundschul- und Förderschulkinder versorgt.

Sie mache dies, weil man helfen müsse, wo Hilfe gebraucht werde: “Was ich will? Vor allem will ich Mensch bleiben.” Hinsichtlich der anstehenden Bundestagswahlen appellierte die 80-Jährige: “Lasst uns unsere Demokratie verteidigen. Lasst uns nicht den Kopf in den Sand stecken und verzweifeln. Wir alle haben die Wahl, Demokratie zu wählen. Lassen sie uns gemeinsam und hoffnungsvoll in die Zukunft blicken.”