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IW-Studie: Neuer Wehrdienst verfehlt ohne Reformen sein Ziel

Der von der Bundesregierung geplante freiwillige Wehrdienst für junge Männer und Frauen wird laut einer aktuellen Studie sein Ziel verfehlen, sofern anstehende Strukturreformen nicht umgesetzt werden. Der geplante Aufwuchs auf 460.000 Soldaten und Reservisten in der Bundeswehr sei allein mit mehr freiwillig Wehrdienstleistenden „kaum erreichbar“, teilte das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) am Freitag in Köln mit. Aber auch die Rückkehr zur Wehrpflicht könne das Problem allein nicht lösen.

Entscheidend für die Planung sei, dass mehr Menschen auch nach dem Ende des freiwilligen Wehrdienstes für die Bundeswehr aktiv bleiben. Zentral ist demnach, wie hoch der Anteil der Wehrdienstleistenden ist, der sich anschließend als Soldat oder Soldatin auf Zeit verpflichtet oder aktiver Reservist wird.

Eine allgemeine Wehrpflicht könnte dieses Problem theoretisch lösen, wäre aber „hochgradig ineffizient“, erklärten die IW-Autoren. Die wenigsten zwangsweise eingezogenen Männer dürften nach ihrem kurzen Dienst in der Truppe bleiben, hieß es. Ihre Fähigkeiten gingen dann verloren und trügen nicht zur Verteidigungsfähigkeit bei. Stattdessen steige jeder junge Mensch, der ohne Aussicht auf Verbleib einen Wehrdienst ableistet, verspätet in Ausbildung und Arbeitsmarkt ein. Das verursache „hohe volkswirtschaftliche Kosten“.

„Ökonomisch betrachtet sollten die Ziele mit möglichst wenigen freiwillig Wehrdienstleistenden erreicht werden“, sagte IW-Ökonom und Mitautor Alexander Burstedde. Es müsse deshalb darum gehen, einen großen Anteil der Freiwilligen als Soldaten auf Zeit oder Reservisten zu gewinnen. Deshalb sei es dringend geboten, den Dienst bei der Bundeswehr attraktiver zu machen. Zum Beispiel könne man die Abbruchquoten senken, indem ein Teil des hohen Soldes nur „bei Durchhalten“ ausgezahlt oder die Wünsche der Soldaten bei Einsatzort und Tätigkeit noch besser berücksichtigt würden.