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IW Köln: 300.000 Kitaplätze fehlen bundesweit für unter Dreijährige

Das IW Köln verweist in seinen Berechnungen auf Basis neuer Daten des Statistischen Bundesamtes und des Bundesfamilienministeriums. Demnach besteht bundesweit bei den Betreuungsangeboten für unter Dreijährige eine Lücke von 300.000 Plätzen, wie das arbeitgebernahe Wirtschaftsforschungsinstitut am Sonntag in Köln erklärte. In seiner jüngsten Untersuchung zu dem Thema berechnet das Institut, dass für insgesamt 1,1 Millionen Kinder unter drei Jahren sich die Eltern in diesem Jahr einen Betreuungsplatz wünschten, doch nur 800.000 Kinder wurden auch tatsächlich institutionell betreut. Jedes siebte Kind ging also leer aus.

Die errechnete Lücke von 300.000 Plätzen basiert dem IW zufolge auf einer repräsentativen Befragung des Bundesfamilienministeriums aus dem Jahr 2024 zu den Betreuungswünschen der Eltern, sowie auf Daten des Statistischen Bundesamts zu den Kindern in Betreuung am 1. März 2025 und zur Gesamtzahl der Kinder zum Jahreswechsel 2023/2024.

Hatte die Zahl der unter Dreijährigen in institutioneller Betreuung im Jahr 2023 mit 857.000 ihren Höchststand erreicht, ist sie bis zum Jahr 2025 wieder um 56.000 oder 6,5 Prozent auf nur noch 801.000 gesunken, wie es in der IW-Erhebung heißt. Niedriger habe sie zuletzt im Jahr 2018 gelegen. Ursächlich hierfür seien vor allem die stark gesunkenen Kinderzahlen: Lebten Ende des Jahres 2022 noch 2,28 Millionen unter Dreijährige in Deutschland, waren es Ende des Jahres 2024 nur noch 2,12 Millionen.

Zugleich sei im vergangenen Jahr die Betreuungsquote leicht von 38,2 Prozent auf 37,8 Prozent gesunken, was bisher nur einmal im Umfeld der Corona-Pandemie im Jahr 2021 der Fall gewesen sei, hieß es. Lege man die Angaben von Eltern zu den Betreuungswünschen für ihre unter Dreijährigen aus dem Vorjahr zugrunde, hätte im Jahr 2025 ein Bedarf an 1,10 Millionen Betreuungsplätzen bestanden, womit sich rechnerisch eine Lücke von 300.000 Plätzen ergebe.

Besonders in Nordrhein-Westfalen haben es demnach Familien schwer, Betreuung für ihre kleinen Kinder zu finden: Hier fehlten 85.000 Plätze (18 Prozent) – mehr als in jedem anderen Bundesland. Auch relativ zur Zahl der Kinder sei die Lücke im Westen am größten: In Rheinland-Pfalz und im Saarland gingen knapp 19 Prozent der Kinder unter drei Jahren leer aus.

Anders sei die Lage im Osten, hieß es. Hier sei die Zahl der unter Dreijährigen seit 2019 mit einem Rückgang um fast 20 Prozent regelrecht eingebrochen. Damit sei auch der Bedarf an Betreuungsplätzen von 261.000 im Jahr 2019 auf 213.000 in diesem Jahr gesunken.

„Gerade für Kinder aus bildungsfernen Haushalten ist der Besuch einer Kita entscheidend für den weiteren Bildungsweg“, erklärt Autor Wido Geis-Thöne. Vor allem im Westen müsse die Politik deshalb den Ausbau der Betreuungsinfrastruktur weiter vorantreiben.