Wenn Deutschland ein wahrer Freund Israels sei, müsse es dem Vorgehen des Landes im Gazastreifen widersprechen. Das fordert der frühere Knesset-Sprecher Avraham Burg – und bittet Bundeskanzler Merz um Hilfe.
Israels Ex-Parlamentssprecher Avraham Burg (70) bittet den Bundeskanzler, das Versprechen eines “unverbrüchlichen Bandes” zwischen Israel und Deutschland durch Widerspruch gegen das Vorgehen im Gazastreifen einzulösen. Friedrich Merz solle Israel “als wahrer Freund” daran erinnern, dass die Zukunft des Landes nicht auf Privilegien gründe, sondern auf “Gleichheit vor dem Gesetz und Treue zur Menschlichkeit”, schrieb Burg in einem am Freitag verbreiteten Brief an Merz vom 24. September.
Der Kanzler solle überdies die Position vertreten, dass “Sanktionen gegen Verbrechen und nicht gegen Juden gerichtet” seien, so Burg mit Blick auf den nahenden EU-Gipfel am 23. und 24. Oktober.
Vor mehr als 70 Jahren habe Konrad Adenauer als Bundeskanzler gesehen, “dass das Überleben jüdischen Lebens nach der Schoah vom Mut und der Verantwortung Deutschlands abhing”, so der Ex-Knesset-Sprecher unter Verweis auf den damaligen wirtschaftlichen und politischen Rückhalt für Israel. “Heute muss Deutschland uns vor dem tragischen Schicksal bewahren, anderen das anzutun, was uns einst angetan wurde.”
Deutschlands historische, uneingeschränkte Unterstützung Israels, die einst das Überleben des Landes gesichert habe, sei “zur Lizenz für moralische und politische Selbstzerstörung geworden”, kritisierte Burg. Deutschland müsse nun den Ruf der Geschichte hören und zeigen, dass Europa noch immer durch die universelle Geltung des Rechts und des Gewissens geleitet sei.