Islamische Pilgerfahrt nach Mekka beginnt am Freitag

Für Millionen Muslime ist es der Höhepunkt ihres Lebens: Die Pilgerfahrt nach Mekka versammelt ab Freitag wieder Gläubige von Nigeria bis Indonesien an der Kaaba. Doch die Reise ist teuer – und nicht ohne Risiko.

Es ist gefährlich heiß in Mekka, sogar für arabische Verhältnisse. Das saudische Gesundheitsministerium warnt vor Beginn der islamischen Wallfahrt in die Heilige Stadt am Freitag vor Temperaturen bis 48 Grad. Sprecher Muhammad Al-Abdulaali sieht große Herausforderungen auf die Massen der Pilger und die Organisatoren zukommen. Schirme gegen die Sonne, ausreichend Wassertrinken und häufige Ruhepausen im Schatten seien unbedingt erforderlich. Das Königreich tue alles, um den Gläubigen ihren Aufenthalt so schonend wie möglich zu gestalten. Vorgesehen sind mehr klimatisierte Zelte, Luftbefeuchter und große Mengen Trinkwasser.

Schon 2023 litten die Teilnehmer der Pilgerfahrt, arabisch Haddsch, unter extremer Hitze. Mindestens 240 Menschen starben, wobei Saudi-Arabien keine Angaben zu den Todesursachen machte; Tausende kollabierten wegen der hohen Temperaturen. Häufig trifft es Ältere, die viele Jahre auf die Reise gespart haben, um in der Geburtsstadt des Propheten Mohammed den spirituellen Höhepunkt ihres Lebens zu erfahren und ihre religiöse Pflicht zu erfüllen.

Denn der Haddsch im Dhul-Hidscha, dem letzten Monat des islamischen Kalenders, ist neben dem Glaubensbekenntnis, den fünf täglichen Gebeten, dem Fasten im Ramadan und der Abgabe von Almosen die fünfte Säulen des Islam. Jeder Muslim, ob Mann oder Frau, soll einmal im Leben die Pilgerfahrt vollziehen, wenn er finanziell und gesundheitlich dazu in der Lage ist. So sagt es der Koran. Inzwischen erlaubt Saudi-Arabien weiblichen Pilgern die Einreise auch ohne männlichen Vormund.

Doch der sechstägige Vollzug der Riten, die teils schon auf vorislamische Zeiten zurückgehen, erfordert körperliche Fitness. Am Freitag begeben sich die Teilnehmer zunächst in den Weihezustand (Ihram): Männer legen das weiße Pilgergewand an; Frauen dürfen ihr Gesicht nicht mehr verhüllen. Rasieren sowie das Schneiden von Haar und Nägeln ist nun verboten.

In der Heiligen Al-Haram-Moschee umkreisen die Menschen siebenmal die Kaaba mit dem schwarzen Stein, einem Meteoriten aus heidnischer Zeit. Nach islamischer Überlieferung wurde das würfelförmige Gebäude von Abraham erbaut.

Anschließend begeben sich die Pilger zu Fuß oder in Bussen zur Übernachtung ins sechs Kilometer entfernte Mina, wo der saudische Staat Tausende Zelte errichtet hat. Am nächsten Tag ziehen sie weiter zum Hügel Arafat, wo Mohammed laut Überlieferung seine letzte Predigt hielt. Dort beten sie um Vergebung ihrer Sünden und erbitten Allahs Beistand für sich und ihre Angehörigen. Für viele Muslime ist dies der emotional wichtigste Moment des Haddsch.

Nach einer weiteren Nacht in der Ebene Muzdalifah geht es zurück nach Mina. Dort steinigen die Pilger auf der Dschamarat-Brücke eine Säule, die den Teufel symbolisiert. An diesem Tag beginnt auch das viertägige Opferfest, das höchste im Islam. Es erinnert an Abrahams Bereitschaft, seinen Sohn zu opfern, worauf Gott aus Barmherzigkeit lediglich einen Widder fordert. Deshalb schlachten die Pilger Tausende Opfertiere und spenden einen Teil des Fleisches an Bedürftige.

Nach Beendigung des Weihezustands folgen noch weitere Riten. Erst nach einer letzten Umrundung der Kaaba ist die Wallfahrt gültig und dürfen die Pilger künftig den Ehrentitel “Haddschi” tragen.

Insgesamt erwartet das saudische Haddsch-Ministerium laut dem Portal Gulf News in diesem Jahr mit mehr als zwei Millionen Pilgern einen neuen Höchststand. Für das Königreich, den “Hüter der beiden heiligen Moscheen” in Mekka und Medina, bedeutet die Ausrichtung des Mega-Ereignisses großes Prestige.

Rund 1,5 Milliarden US-Dollar investierte Riad in den vergangenen Jahren in die Infrastruktur; ein Mehrfaches davon fließt als Gewinn zurück in die Staatskasse. Auch Fluglinien profitieren durch etliche Sonderflüge nach Dschidda und Medina. Für den Haddsch zahlt ein einzelner Pilger schnell 7.000 bis zu 10.000 Euro; auch in Deutschland haben sich islamische Reiseveranstalter längst auf entsprechende Rundum-Pakete spezialisiert.

Doch das Risiko pilgert immer mit. Nicht nur die Hitze stellt eine Gefahr dar, wenn der Haddsch aufgrund des islamischen Mondkalenders in den Sommer fällt. Immer wieder kam es zu Massenpaniken und auch Angriffen von Extremisten. So starben 2015 bei einem Chaos in Mina mehr als 760 Menschen.

Saudi-Arabien setzt daher auf strenge Quoten bei der Vergabe von Haddsch-Visa, um den Andrang zu begrenzen. In diesem Jahr entfallen etwa auf Indonesien, das Land mit den meisten Muslimen, rund 240.000 Plätze. Erstmals kommt auch ein mobiles elektronisches Kontrollsystem zum Einsatz, um das Pilgeraufkommen an den Heiligen Stätten in halbwegs sichere Bahnen zu lenken.