„Irreparabler Schaden“: Greenpeace beklagt Zerstörung des Regenwalds im Kongo

Die bevorstehende Auktion von mehreren Gas- und Ölfeldern im Kongo sorgt für Empörung bei Greenpeace Afrika. Millionen Hektar Regenwald sind in Gefahr. Experten prognostizieren eine „Carbon-Bombe“.

Vom Aussterben bedroht – ein Baby-Berggorilla im Virunga Nationalpark im Kongo
Vom Aussterben bedroht – ein Baby-Berggorilla im Virunga Nationalpark im KongoIMAGO / YAY Images

Mehr als fünf Millionen Hektar Regenwald in der Demokratischen Republik Kongo sind Umweltorganisationen zufolge akut durch eine Auktion von Öl- und Gaslizenzen bedroht. Dadurch sei die Biodiversität gefährdet und enorme Mengen CO2 könnten freigesetzt werden, sagte die Sprecherin von Greenpeace Afrika, Irene Wabiwa Beteko, dem Evangelischen Pressedienst. „Niemand könnte den Schaden reparieren, der damit angerichtet werden kann.“

„Länder wie Deutschland, die der Demokratischen Republik Kongo Geld zum Schutz des Regenwaldes geben, sollten sich entschieden gegen die Auktion aussprechen“, forderte Beteko in der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa. Bisher würden sich die Geber zu wenig zu dieser Bedrohung des zweitgrößten Regenwaldgebiets weltweit äußern. Auch könnten Tausende Menschen aus ihrer Heimat vertrieben werden, sollten die angebotenen Ölfelder tatsächlich ausgebeutet werden.

Millionen Hektar Wald gerodet

Drei Gas- und 27 Ölfelder sind zur Auktion freigegeben, elf davon liegen in eigentlich geschützten Waldgebieten, darunter auch in Teilen des Virunga-Nationalparks, in dem eine der letzten Populationen der bedrohten Berggorillas lebt. Eigentlich sollte Ende Januar bekannt gegeben werden, welche Firmen mitbieten, aber die Frist wurde kurzfristig verlängert.

Der Wald müsse dringend geschützt werden, betont die Greenpeace-Expertin. Allein in den vergangenen fünf Jahren wurden nach Angaben von Global Forest Watch 1,2 Millionen Hektar gerodet. Auch eine halbe Million Hektar Torfgebiete, die besonders viel Kohlenstoffdioxid binden, wären von den Auktionen betroffen. „Wir nennen das die Carbon-Bombe“, sagte Beteko.

Greenpeace Afrika fordert gemeinsam mit weiteren lokalen und internationalen Organisationen von der Regierung, die Auktion abzusagen. Ein weiteres Argument: Ende Januar wurde ein geheimer Deal zwischen Ölminister Didier Budimbu Ntubuanga und dem nigerianischen Unternehmer Chukwuma Ayodeji Ojuroye bekannt, wonach der Geschäftsmann im Gegenzug für die Umsetzung von Ölproben zwei der Ölfelder bekommen soll. Das widerspricht den Versprechen der Regierung zu Transparenz im Auktionsverfahren.

Nachhaltige Entwicklung notwendig

„Es ist gut, wenn die Regierung das Land entwickeln und dafür die Ressourcen nutzen will“, findet Irene Beteko. Doch das müsse auf eine nachhaltige Art geschehen, zum Beispiel durch Investitionen in erneuerbare Energien. „Nur eine kleine korrupte Gruppe würde am Ende von den Ölfeldern und den daraus resultierenden Umsätzen profitieren.

Durch „Plünderung des Waldes“ sei bisher noch keine Entwicklung entstanden, betont die Expertin. Im Gegenteil: Im Osten des Kongo werden seit Jahren wertvolle Rohstoffe abgebaut, die für die Produktion technischer Geräte gebraucht werden. Nicht nur herrscht in der Region seit Jahrzehnten ein blutiger Konflikt um die Ressourcen, die Menschen bleiben weiter arm.