Iris Berben: „Ich habe meine Haltung und versuche sie zu leben“

Sie ist eine der beliebtesten Schauspielerinnen Deutschlands und bringt sich immer wieder auch gesellschaftspolitisch ein. Warum Iris Berben in den Demonstrationen für Demokratie ein Hoffnungszeichen sieht.

Iris Berben (73), politisch engagierte Schauspielerin, empfindet es als eine Ehre, Mitglied der Jury des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises zu sein. Die Berufung habe bei ihr einen leichten Gänsehautmoment ausgelöst, sagte die Künstlerin der „Nürnberger Zeitung“ (Freitag). „Denn ja, ich habe meine Haltung und versuche sie zu leben.“ Aber dass man in diesem Gremium auch eine Stimme habe, diskutiere und die Ausgezeichneten kennenlerne, sei ein Geschenk.

Die Welt lasse sich mit Filmen, der Kunst und der Kultur nicht verändern, räumte die Schauspielerin ein. „Aber wir haben die Möglichkeit, den Menschen eine neue Blickrichtung zu zeigen, den Finger in die Wunde zu legen und Kontroversen einzufordern.“ Das Kino biete zudem die Möglichkeit zum Austausch. Kunst und Kultur seien wie ein gesellschaftlicher Kitt, eine universelle Sprache, mit der sich weltweit kommunizieren lasse.

Auf die Frage, ob Kultur und Film in dieser Hinsicht mehr leisten könnten als die Politik, meinte Berben, es sei ein Zusammenspiel von allem: „Wir können uns nur wünschen, dass wir besonnene Politiker haben, die bereit sind, uns zu erklären, dass es nicht auf alles eine schnelle, direkte Antwort gibt.“ Es sei wünschenswert, dass die Politik die Fähigkeit habe, die Menschen zu erreichen. Menschen könnte man etwas zumuten, wenn man es ihnen erkläre. Der Film könne seinen kleinen Teil dazu beitragen, Diskussionen auslösen.

Das Problem seien die Menschen, die sich gerade alleingelassen und nicht mitgenommen fühlten, sagte die Künstlerin. Sie wollten einfache Antworten und Meinungsführer: „Aber wir müssen lernen, uns selber in einen demokratischen Prozess mit einzubringen.“ Würde etwa die AfD verboten, wäre damit wohl nicht der Menschenschlag verschwunden, der diese Partei wähle, gab Berben zu bedenken. Sie finde, dass vielmehr Antworten darauf gefunden werden müssten, warum sich so viele Menschen der Partei zuwendeten – trotz deren rechter Gesinnung. Die großen Demos machten ihr Hoffnung. Doch die entschiedene Haltung, die man dort zeige, müssten die Menschen auch im Alltag umsetzen.