Älteren Menschen ist Verlässlichkeit wichtig, jüngeren eher individuelle Freiheit – das zeigt eine neue Studie. Dabei wird auch klar: Verloren fühlen sich junge wie alte Menschen.
Die einen wollen Freiheit, die anderen Sicherheit: Für über 60-Jährige zählen Ordnung, Stabilität und Verlässlichkeit zu den wichtigsten gesellschaftlichen Prinzipien, wie aus einer am Donnerstag in Frankfurt veröffentlichten Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) hervorgeht. Unter 30-Jährige hingegen betonen Selbstbestimmung, Gerechtigkeit und Vielfalt – und wünschen sich mehr Mitgestaltung bei gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fragen.
Trotz unterschiedlicher Schwerpunkte verbinde Jung und Alt der Wunsch nach gesellschaftlichem Zusammenhalt, hieß es weiter. Laut Studie betonen über 80 Prozent aller Befragten, dass gegenseitiger Respekt und das Teilen von Wissen entscheidend für eine funktionierende Gesellschaft seien.
“Wir reden oft nur aneinander vorbei – das sind Missverständnisse, keine echten Konflikte”, erklärte Generationenforscher Rüdiger Maas. Jede Generation interpretiere Begriffe wie Verantwortung oder Freiheit aus ihrer Lebensrealität heraus. “Das führt manchmal zu Reibung, ist aber kein Zeichen von Spaltung.”
Diese Verschiebung der Prioritäten wird auch von einem Wandel der Kommunikationsformen begleitet, wie die Studie zeigt. Während Ältere stärker auf direkte Gespräche und persönliche Begegnungen setzen, kommunizierten Jüngere zunehmend über digitale Kanäle. Emojis, Ironie oder Kurzformate prägen demnach ihren Ausdrucksstil – was von Älteren häufig als Distanz oder Unverbindlichkeit missverstanden werde.
Maas sieht die Ursachen für viele Missverständnisse auch in einer zunehmenden Orientierungslosigkeit aller Altersgruppen: “Wir googeln, vergleichen, suchen Bestätigung – und verlieren dabei das Vertrauen in unsere eigene Erfahrung. In gewisser Weise sind heute alle Generationen ein Stück weit ‘lost’.” – Für die Studie “Konsens oder Konflikt – wie verstehen sich Generationen?” wurden bundesweit 3.000 Personen ab 18 Jahren online befragt.