Inventur des Lebens
Ein Umzug fordert dazu auf, innezuhalten und auf sein Leben zu blicken. Doch was, wenn man nicht genau weiß, wo es hingeht? So geht es unserer Autorin.
Die alte Pelzkappe von Oma? Muss bleiben. Die Schneekugel aus Rom, die angefangen hat zu lecken? Wird endlich entsorgt. Die Vorhänge, die nicht mehr in die Wohnung passen? Verschenkemarkt. Und den Tisch, der unbenutzt in der Ecke steht, könnte man vielleicht bei Kleinanzeigen verkaufen. Wenn man seine Wohnung räumt oder auch nur einen Teil davon, dann heißt das immer auch Aussortieren, Abschied nehmen.
Einfach alles in Kisten packen, kommt für mich nicht infrage. Egal, wie aufwendig es ist, ob Kleiderschrank, Küchenregal oder Keller: Jedes Teil wird einzeln angeguckt, begutachtet und dann entschieden, was damit geschieht.
Wenn man sein Leben in Kisten packt, dann ist das eine Gelegenheit, die man nutzen sollte. Eine Inventur des Lebens sozusagen. Was habe ich? Was brauche ich? Was will ich mitnehmen? Für mich ist das auch die Frage: Wer bin ich? Und wer will ich künftig sein? Passt das, was ich besitze, noch zu mir, macht es mich noch aus?
Ein Umzug oder eine längere Reise ist die Gelegenheit für Neuorientierung
Die Entscheidungen, die man dabei treffen muss, sind nicht immer eindeutig. Oder einfach. Im Gegenteil, manchmal sind sie wahnsinnig schwer, lassen mich ratlos zurück. Was ist mit all den selbstgemalten Bildern von Nichten und Neffen, mit alten Fotos, Tagebüchern aus Kindertagen, mit Erbstücken, für die man eigentlich keinen Platz hat? Und dann ist da noch das Kleid, für das man einfach nie einen Anlass findet.
Viele Dinge sind für mich eben nicht einfach nur Dinge. Es sind Erinnerungen, Andenken, verbunden mit Menschen oder Erlebnissen, manche sind auch Mahnungen, einen Fehler nicht zu wiederholen.
Wie viele Dinge ich habe, war mir gar nicht bewusst. Viele Jahre war es für mich das Allerwichtigste, nicht so viel zu haben, ich wollte mit leichtem Gepäck reisen, jederzeit bereit zu gehen. Doch in 13 Jahren in der selben Wohnung hat sich so einiges angesammelt. Während ich die Dinge betrachte, wird mir erst klar: Ich bin angekommen in den letzten Jahren. Wer ankommt, der braucht keinen Fluchtplan mehr.
“Fürchte dich nicht” heißt es in der Bibel: Mut zu Veränderungen!
Mein Umzug lässt mich innehalten, er macht mir klar, wo ich jetzt gerade stehe. Doch was als nächstes kommt, das ist nicht so klar. Ich merke, das Gefühl, das mich die letzten Tage begleitet hat, ist kein Unbehagen wegen des Abschieds, es ist Unruhe und Unsicherheit, weil ich nicht weiß, was die Zukunft bereit hält. Werde ich das alles schaffen?
Fürchte dich nicht, ich helfe dir. Fürchte dich nicht, ich bin bei dir. Die Bibel ist voll von Zuspruch und Ermutigung. Sie fordert uns auf zu vertrauen. Der Weg wird sich auftun, wenn wir ihn beschreiten. Die Antwort wird zu mir kommen – auf die Frage, was ich behalten soll, was weg kann und auch darauf, wohin es künftig gehen wird.