Oranges Licht, große Flaggen und ein Sicherheitsnetz – den Tag gegen Gewalt an Frauen nutzen zahlreiche Organisationen, um ein Statement zu setzen. Aktuelle Zahlen zeigen, wie groß das Problem hierzulande wirklich ist.
Zum Aktionstag gegen Gewalt an Frauen fordern zahlreiche Gruppen mehr Prävention, Schutz und konsequente Strafverfolgung. Die Frauenorganisation UN Women ruft zum Start der weltweiten Kampagne “Orange the World” am Dienstag Politik und Gesellschaft zu stärkerem Engagement auf. Der 25. November ist der Internationale Tag zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen und Mädchen.
Im Zuge der Aktion setzen zahlreiche Organisationen und Einrichtungen, darunter der Deutsche Fußball-Bund, Bundesministerien und Kirchen, sichtbare Zeichen gegen Gewalt an Frauen. Dazu zählen etwa orange Beleuchtung und eine Fahne mit der Aufschrift “Stopp Gewalt”. Zudem will UN Women an den insgesamt 16 Aktionstagen dafür werben, geschlechtsspezifische Gewalt als strukturelles Problem anzuerkennen. Die Organisation drängt auf die vollständige Umsetzung internationaler Verpflichtungen wie der Istanbul-Konvention sowie des Gewalthilfegesetzes. Auch verbale und gestische sexualisierte Belästigung – sogenanntes Catcalling – solle strafbar werden. Eine Petition dafür hat UN Women erst in der vergangenen Woche ins Leben gerufen.
Erst am Freitag hatte das Bundeskriminalamt seinen neuen Lagebericht zur Gewalt gegen Frauen in Deutschland vorgestellt. Demnach wurden im vergangenen Jahr 187.000 Frauen und Mädchen Opfer häuslicher Gewalt, ein Anstieg um 3,8 Prozent zum Vorjahr. 308 Mädchen und Frauen seien im vergangenen Jahr durch Partnerschaftsgewalt getötet worden. Hinzu komme ein deutlicher Anstieg der digitalen Partnerschaftsgewalt um rund 11 Prozent auf 4.876 Fälle.
“Dem muss Einhalt geboten werden”, erklärte die Vorstandsvorsitzende von UN Women Deutschland, Angela Langenkamp. Ein Leben frei von Gewalt sei menschenrechtliche Verpflichtung und gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Auch die Diakonie fordert, die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen oben auf die politische Agenda zu setzen. “Politik, Institutionen und jede und jeder Einzelne tragen Verantwortung. Wir müssen jeder Form von Gewalt mit Prävention, klaren Konsequenzen und gesellschaftlichem Wandel begegnen”, erklärte Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch. Das evangelische Hilfswerk sieht das im Februar in Kraft getretene Gewalthilfegesetz als wichtigen Schritt. Dadurch wird ab 2032 ein Rechtsanspruch auf Schutz und Beratung bestehen. Betroffenen Frauen müsse allerdings schon jetzt mit zusätzlichen Maßnahmen geholfen werden.
Die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes will insbesondere auf Gewalt gegen Frauen in Partnerschaften aufmerksam machen. Um betroffene Frauen zu schützen, brauche es mehr Plätze in Frauenhäusern sowie härtere Maßnahmen gegen die Täter. Dazu zählten eine konsequente Strafverfolgung, elektronische Fußfesseln und der Entzug des Umgangsrechts für eventuelle gemeinsame Kinder. Terre des Femmes ruft für Dienstag zu einer Protestaktion vor dem Brandenburger Tor in Berlin auf. Dabei soll ein “Netz der Sicherheit” gespannt werden, das eine Zusammenarbeit verschiedener Institutionen, wie Polizei, Ärzte, Gerichte und Beratungsstellen, zum Schutz der betroffenen Frauen symbolisieren soll.
Auch die EU kündigte anlässlich des Tages zusätzliche Maßnahmen an. Der Generalsekretär des Europarates, Alain Berset, verwies auf Erfolge, die durch die Istanbul-Konvention zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen erreicht würden. Zugleich betonte er, dass es noch weiterer Anstrengungen bedürfe. “Das Versprechen gleicher Rechte für alle bedeutet wenig, wenn die Hälfte der Menschheit weiterhin Gewalt in ihrem täglichen Leben erdulden muss. Eine Demokratie kann nicht funktionieren, wenn Frauen nicht geschützt und nicht fähig sind, daran vollwertig teilzunehmen.”