Die Fraktionen von SPD, Grünen, Linke und CDU in der Hamburgischen Bürgerschaft fordern Entschädigungen und bessere Unterstützung für Gehörlose. Gehörlose Menschen hätten auch in Bildungseinrichtungen in Hamburg Unrecht erlitten, vor allem durch das mit Gewalt durchgesetzte Verbot von Gebärden und den Zwang zur Lautsprache, teilten die Fraktionen der vier Parteien am Mittwoch mit. Deshalb fordern sie die Einrichtung eines Entschädigungsfonds auf Bundesebene und landesrechtliche Erleichterungen bei der Leistungsgewährung. Außerdem wollen SPD, Grüne, Linke und CDU die wissenschaftliche Aufarbeitung des Umgangs mit gehörlosen Menschen in den Hamburger Bildungseinrichtungen bewirken. Die Bürgerschaft soll am Mittwoch über den Antrag abstimmen.
„Gehörlosen Menschen ist lange Zeit verboten worden, ihre Gebärdensprache zu nutzen. Sie wurden dafür bestraft, auf ihre Weise zu kommunizieren und so in Kontakt mit der Welt zu treten. Sprache bedeutet Identität, auch Chancen auf eine gute Bildung. Den Betroffenen ist dies auf grausame Art verwehrt worden. Sie haben viel Leid erfahren“, erklärte Regina Jäck, Sprecherin für Menschen mit Behinderung der SPD-Fraktion.
Kathrin Warnecke, Sprecherin für Inklusion der Grünen Fraktion, sagte: „Auf Bundesebene wird sich Hamburg für einen Entschädigungsfonds einsetzen. Wir müssen das Leid Gehörloser endlich aufarbeiten und sicherstellen, dass sie künftig in allen Lebensbereichen gleichberechtigt teilhaben können.“
Thomas Meyer, inklusionspolitischer Sprecher der Fraktion Die Linke, teilte mit: „Der heutige Antrag ist kein Schlusspunkt, sondern der nächste Schritt, dass sich Hamburg seiner Verantwortung für die strukturelle Gewalt gegenüber gehörlosen Menschen stellt.“
Von Andreas Grutzeck, sozialpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, hieß es: „Die Berichte aus der öffentlichen Anhörung haben deutlich gemacht, wie tief die Wunden sitzen – physisch, psychisch und gesellschaftlich. Es ist unsere Pflicht, dieses Unrecht anzuerkennen und Konsequenzen zu ziehen: durch ehrliche Aufarbeitung, durch konkrete Hilfen im Alltag und durch eine Politik, die gehörlose Menschen nicht nur mitdenkt, sondern ihnen aktiv Teilhabe ermöglicht.“