Güner Balci zählt zu den energischen Stimmen in der deutschen Integrationsdebatte. Sie warnt vor Duckmäusertum gegenüber jenen Muslimen, die der freien Gesellschaft den Kampf ansagen.
Die Berliner Integrationsbeauftragte Güner Balci kritisiert ein Einknicken deutscher Politiker vor dem strikt traditionellen Islam. “Religionskritik in Deutschland endet dort, wo es um den Islam geht. Das ist nicht hinnehmbar für eine aufgeklärte Gesellschaft”, sagte sie der Zeitung “Die Welt” (Samstag online). Integrationspolitische Themen seien für Politikerkarrieren nicht Erfolg versprechend, nannte Balci als Grund die Zurückhaltung. “Alles, was man in diesem Bereich als Politiker anfasst, erfordert Durchhaltevermögen, Mut und Fachkenntnis.”
Aus Bequemlichkeit und Unwissenheit habe die deutsche Politik jahrzehntelang nur konservative Muslimverbände und ideologische Strukturen gefördert, “indem sie Vereine wie Ditib oder Milli Görüs und andere Ableger der Muslimbruderschaft zu absoluten Ansprechpartnern erklärt hat”. Vertreter eines liberalen Islams würden dagegen ignoriert oder isoliert. “Oft geschieht dies mit Unterstützung der Kirchen in Deutschland”, bemängelte Balci.
Eine Mitschuld gibt die Integrationsbeauftragte des Berliner Bezirks Neukölln auch linken politischen Kreisen. Oft setzten sich etwa dieselben Personen für islamische Geschlechterapartheid ein, “die gendergerechte Toiletten und Frauenabteile fordern”.
Balci, deren Eltern aus der Türkei nach Deutschland kamen, fordert eine Integrationspolitik ohne falsche Kompromisse: “Jede Form von Integrationskurs und Sprachvermittlung muss den Leuten klarmachen: Du bist hier in Deutschland. Das ist keine kollektivistische Gesellschaft. Sondern eine, in der das Individuum im Zentrum steht – nicht Gott.” Deutschland müsse Migranten vermitteln, dass hier jeder Einzelne die Freiheit habe, den eigenen Glauben oder Weltanschauung im Privaten zu leben. “Aber wir bieten nicht die Freiheit, den öffentlichen Raum mit reaktionären Machtbekundungen gegen westliche Werte zu okkupieren.”