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Institut Globaler Islam: Schließung ist verpasste Chance

Mit dem Ende des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam verliert die Wissenschaft einen wichtigen Ort der Auseinandersetzung mit Islamismus. Ein Kommentar über eine verpasste Chancen.

Die umstrittene Professorin Susanne Schröter war bis zuletzt die Direktorin des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam.
Die umstrittene Professorin Susanne Schröter war bis zuletzt die Direktorin des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam.imago / Mauersberger

Das Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam (FFGI) wird zum 1. Oktober geschlossen. Seine Direktorin, die umstrittene Professorin Susanne Schröter, wird emeritiert. Die Universität verzichtet damit bewusst und trotz verfügbarer Mittel auf eine Weiterführung der Forschung im Bereich Islamismus, anstatt einen Neuanfang zu wagen und das Institut wissenschaftlich neu auszurichten. Das ist eine verpasste Chance. Eine wissenschaftlich fundierte Auseinandersetzung mit dem Thema Islamismus gilt es zu vertiefen. Unter einer neuen Leitung hätte sich für das Institut die Möglichkeit eröffnet, alte Konflikte hinter sich zu lassen und die Forschung in diesem Bereich in eine breitere Perspektive zu führen.

Vorschnelle Vorwürfe und unnötige Diffamierungen

Die in der Vergangenheit vorherrschenden Auseinandersetzungen mit dem Thema Islamismus waren grundsätzlich von massiven Protesten begleitet. Viel zu schnell war von antimuslimischer Diskriminierung die Rede, oft ohne konkrete Belege. An die Stelle von Argumenten traten Diffamierungen, besonders gegenüber der Person Schröter. Und die Universitätsleitung reagierte darauf keineswegs mit dem Schutz der Wissenschaftsfreiheit, was durchaus geboten gewesen wäre. Ganz im Gegenteil beugte sie sich dem Mob und stimmte fast schon trotzig für die Schließung ihres unbequem gewordenen Instituts.

Unsere Autorin Angela Wolf
Unsere Autorin Angela WolfStudioline

Cancel Culture gefährdet die Demokratie

Das neue Gespenst der Cancel Culture, gleichgültig ob sie von rechts oder von links kommt, gefährdet unsere offene Gesellschaft. Wer kritische Stimmen durch Druck aus dem Diskurs drängt, schwächt am Ende die Demokratie. Gerade unsere Universitäten sollte Orte schaffen können, an denen auch das Unbequeme untersucht werden darf. Die jetzige Auflösung des Frankfurter Forschungszentrums sendet ein anderes Signal. Das bedeutet massive Einschnitte in die Forschungsvielfalt und zeigt einmal mehr, dass wir als Gesellschaft Schlagseite bekommen haben.