Initiative wirbt für Kunstfreiheit der documenta

Die Initiative „#standwithdocumenta“ hat am Donnerstag mehr als 4.000 Unterschriften für den Erhalt der Kunstfreiheit bei der Weltkunstausstellung documenta überreicht. Der Aufsichtsratsvorsitzende der documenta gGmbH, der Kasseler Oberbürgermeister Sven Schoeller (Grüne), und der designierte stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende, der hessische Kunstminister Timon Gremmels (SPD), nahmen die Unterschriften in Kassel entgegen, wie die Initiative mitteilte. Infolge des Skandals um antisemitische Bildmotive auf der „documenta fifteen“ hatte Ende vergangenen Jahres eine Unternehmensberatung im Auftrag der Gesellschafter von Stadt und Land einen Verhaltenskodex für die Gesellschaft und für die Künstlerische Leitung empfohlen.

Demnach solle im Kodex der documenta-Gesellschaft festgelegt sein, dass sie „sich eindeutig gegen Antisemitismus, Rassismus und sonstige Formen der Diskriminierung positioniert und ihre Einwirkungsmöglichkeiten unter Wahrung der Kunstfreiheit auch nutzen wird, um dieses Ziel zu erreichen“. Der Kodex der Künstlerischen Leitung solle „Passagen enthalten, die darstellen, wie gewährleistet wird, dass die von der Künstlerischen Leitung kuratierte Ausstellung die Menschenwürde nicht verletzt“.

Die Initiative „#standwithdocumenta“ protestiert dagegen und bringt in ihrer Petition vor, dass der internationale Erfolg der alle fünf Jahre stattfindenden Kunstausstellung an der „strikten Wahrung der Kunstfreiheit“ liege. Ihr Konzept „war und ist nur möglich durch den völligen Verzicht der Politik, auf künstlerische Fragen Einfluss zu nehmen“. Die Kunstfreiheit finde ihre Grenze im Recht, aber „nicht in Entschließungen eines Parlamentes, nicht in der Meinung von Politiker*innen, nicht in Staatsräson und auch nicht in erzwungenen Selbstverpflichtungen der Kurator*innen und Künstler*innen“.

Unterstützt wird die Petition unter anderen von den früheren Kasseler Oberbürgermeistern Bertram Hilgen, Wolfram Bremeier und Hans Eichel (alle SPD), dem Künstler Horst Hoheisel und der Künstlerin Aliaa Abou Khaddour, der Architektin Barbara Ettinger-Brinckmann und der Schauspielerin Sabine Wackernagel.