Nach wie vor werden in Deutschland zu wenig Organe gespendet: Zwar sei die Zahl der Organspender zwischen Januar und Oktober in diesem Jahr mit 836 Personen so hoch wie seit zehn Jahren nicht, teilte die Deutsche Stiftung Organspende (DSO) am Donnerstag bei ihrem Jahreskongress in Würzburg mit. Die Zahl der postmortal gespendeten Organe liege mit 2.523 aber beispielsweise unter den Werten der Jahre 2018 und 2020. Das liege unter anderem daran, dass die Organspenderinnen und Organspender zunehmend älter werden.
Pro Jahr gebe es in Deutschland ungefähr eine Million Todesfälle, sagte der medizinische DSO-Vorstand Axel Rahmel zum Start des Jahreskongresses in Würzburg. Davon verstürben etwa 425.000 Menschen in Kliniken, davon wiederum seien etwa 60.000 Todesfälle mit Hirnschädigung. Aus dieser Zahl wiederum ergäben sich die etwa 1.000 Spenderinnen und Spender pro Jahr. Infrage kämen deutlich mehr, nämlich etwa 3.000 Personen, doch von vielen liege kein dokumentierter Wille für oder gegen eine Organentnahme vor, erläuterte der Organspende-Experte.
Laut Rahmel würden in Deutschland aktuell mehr Organe transplantiert als gespendet. Weil Organspende international organisiert sei, würden in Deutschland gespendete Organe auch im Ausland transplantiert – allerdings sei Deutschland, so unschön die Formulierung auch sei, „Netto-Importeur“ bei Spenderorganen, erläuterte der Experte. Angesichts der fehlenden Willenserklärung bei vielen potenziellen Spendern wies der medizinische DSO-Vorstand darauf hin, dass sich Angehörige in diesen Fällen zu rund 80 Prozent gegen eine Organspende entscheiden würden.
Neben den fehlenden schriftlichen oder mündlichen Willenserklärungen sei ein weiteres Problem das zunehmende Alter der postmortalen Organspenderinnen und Organspender. Der sogenannte Altersmedian sei von 53 Jahren im Jahr 2007 auf nun 60 Jahre (2025) gestiegen. Je älter Spenderinnen und Spender seien, desto häufiger könnten nicht alle oder auch gar keine Organe transplantiert werden. Bei der Spendenbereitschaft gebe es zudem starke regionale Unterschiede. Besonders hoch sei sie in den drei Bundesländern Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt.
In Bayern liegt die Zahl der Organspender pro einer Million Einwohner mit 11,7 in den ersten zehn Monaten dieses Jahres unter dem bundesweiten Durchschnitt von 12,1. Die bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) sagte am Donnerstag in München, von Januar bis Oktober habe es in Bayern 128 postmortale Organspender gegeben. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres seien es 127 gewesen. Sie plädierte für die Einführung der Widerspruchslösung bei der Organspende – diese wäre dann der Normalfall, wenn der potenzielle Spender nicht widersprochen hat. (3553/13.11.2025)