Das Welternährungsprogramm (WFP) hat begonnen, abgelegene Regionen im Südsudan aus der Luft mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Die Region Upper Nile im Nordosten des Landes sei akut von einer Hungersnot bedroht, erklärte die UN-Organisation am Montag in Juba. Tausende Familien hätten aufgrund von seit März andauernden Kämpfen keinen Zugang zu dringend benötigter Hilfe. Die Wasserwege, über die die Region normalerweise versorgt wird, werden seit April von den Konfliktparteien blockiert.
Nach WFP-Angaben konnten mit den Hilfslieferungen aus der Luft 40.000 Menschen versorgt werden, die in den entlegensten Teilen der Bezirke Nasir und Ulang von akutem Hunger betroffen sind. Die WFP-Landesdirektorin für Südsudan, Mary-Ellen McGroarty, warnte: „Ohne eine massive Ausweitung der Hilfe drohen die Bezirke Nasir und Ulang in eine vollständige Hungersnot abzurutschen.“
WFP zufolge verschärft der weltweite Rückgang der Hilfsgelder die ohnehin schon katastrophale humanitäre Lage im Südsudan. Landesweit sind demnach 7,7 Millionen Menschen – 57 Prozent der Bevölkerung – von Hunger betroffen. 2,3 Millionen Kinder sind von Mangelernährung bedroht.
Auch die westlich gelegene Region Unity ist von den Auseinandersetzungen betroffen. Wie der sudanesische Sender Radio Tamazuj am Montag berichtete, sind nach Luftangriffen am Wochenende fast 40.000 Menschen auf der Flucht. Laut einem UN-Bericht von vergangener Woche haben die Fälle von Gewalt gegen Zivilistinnen und Zivilisten im ersten Quartal 2025 einen neuen Höchststand erreicht. 1.607 Menschen seien demnach Opfer von Gewalt geworden, davon allein 739 getötet worden.
Im Südsudan gibt es seit der Unabhängigkeit vom Sudan 2011 immer wieder Konflikte. In verschiedenen Regionen kämpfen bewaffnete Milizen gegen die Regierungsarmee. Präsident Salva Kiir stellte kürzlich Vizepräsident Riek Machar unter Hausarrest. Die beiden Politiker hatten im Bürgerkrieg von 2013 bis 2018 verfeindete Lager angeführt. Die seither geschlossenen Friedensabkommen wurden wiederholt gebrochen.