Eine Gruppe namhafter Wirtschaftsexperten will “extreme Vermögenskonzentrationen” eindämmen, die sie für schädlich halten. Ihr Vorschlag: eine neue internationale Kommission.
Kurz vor dem G20-Gipfel fordern mehr als 500 Ökonomen und andere Experten die Gründung einer Kommission zum Kampf gegen ungleiche Wohlstandsverteilung. In einem offenen Brief an die Gruppe der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer appellierten sie am Freitag, ein solches internationales Gremium während des bevorstehenden Treffens in Südafrika zu schaffen. Der nächste G20-Gipfel findet vom 22. bis 23. November in Johannesburg statt. Auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) wird teilnehmen.
Die Unterzeichner des Briefes äußerten ihre tiefe Besorgnis darüber, dass “extreme Vermögenskonzentrationen in undemokratische Machtkonzentrationen umschlagen, das Vertrauen in unsere Gesellschaften untergraben und unsere Politik polarisieren”. Zu ihnen zählen die ehemalige US-Finanzministerin und Zentralbankchefin Janet Yellen und zahlreiche weitere Fachleute. “Ungleichheit ist nicht unvermeidlich; sie ist eine politische Entscheidung”, heißt es in dem Appell.
Die Initiative der Ökonomen greift den Vorschlag einer unabhängigen Sonderkommission unter Führung von Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz auf. In einer Analyse für die G20-Gruppe hatte sie einen weltweiten “Ungleichheitsnotstands” beklagt. So habe das reichste Prozent der Weltbevölkerung zwischen 2000 und 2024 rund 41 Prozent des gesamten neu geschaffenen Vermögens auf sich vereint. Lediglich ein Prozent sei in dem Zeitraum an die ärmere Hälfte der Bevölkerung gegangen. Die Experten warnten vor vielfältigen negativen Auswirkungen und schlugen eine internationale Kommission vor, um einschlägige Expertise zusammenzutragen.