„Holy Shit“ – Pastor Latzel predigt unter Protest

Nach der Einigung zwischen dem umstrittenen Theologen und der Landeskirche hat Latzel wieder gepredigt – allerdings begleitet von Demonstranten, die sich vor der Bremer Kirche versammelten.

Vor der Martinikirche halten Demonstranten im April 2021 Plakate hoch
Vor der Martinikirche halten Demonstranten im April 2021 Plakate hochDieter Sell / epd

Bremen. Mit Polizeischutz und begleitet von Demonstranten hat der umstrittene Bremer Pastor Olaf Latzel nach Ende einer vorläufigen Dienstenthebung in der Kirche seiner St.-Martini-Gemeinde wieder gepredigt. Vor der Kirche hielt eine kleine Gruppe von Demonstranten Plakate mit Texten den Kirchgängern entgegen. Dort stand etwa zu lesen „Homophobie ist heilbar – Gott sei Dank“, „Holy Shit“ und „Hört auf, mein Buch so wörtlich zu nehmen. Gott“. Man stehe hier, um gegen Ausgrenzung und Diskriminierung das Wort zu ergreifen, sagte ein Demonstrant dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Das Amtsgericht Bremen hat den konservativ-evangelischen Theologen Latzel im November wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 8.100 Euro verurteilt, wogegen der 53-Jährige Berufung einlegte. Das Urteil, das für bundesweite Schlagzeilen sorgte, ist noch nicht rechtskräftig. Die Kirchenleitung hatte ihn wegen der Gerichtsentscheidung trotzdem vorläufig des Dienstes enthoben. Ein Kirchengericht empfahl im März allerdings „dringend“, mit dem Pastor einen Vergleich zu schließen. Nun darf Latzel wieder als Seelsorger in seiner Gemeinde arbeiten. Ein kirchliches Disziplinarverfahren ruht.

Entschuldigung steht aus

Zum Vergleich zwischen Kirchenleitung, Gemeinde und Pastor gehört auch, dass sich Latzel bei denen entschuldigt, die er mit homophoben Äußerungen diskreditiert hat. Außerdem hat er zugesagt, sich künftig in seiner Wortwahl zu mäßigen. Nach Auffassung des Amtsgerichtes hatte der Theologe in einem sogenannten „Eheseminar“ im Oktober 2019 zum Hass gegen Homosexuelle aufgestachelt. Im Verlauf des Seminars warnte er unter anderem, Homosexualität sei eine „Degenerationsform von Gesellschaft“ und „überall laufen die Verbrecher rum vom Christopher Street Day“.


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In jüngster Vergangenheit haben immer wieder bislang Unbekannte die historische Bremer St.-Martini-Kirche beschmiert und das Auto des Pastors zerkratzt. Der Pastor wurde auch persönlich bedroht. Die Polizei ermittelt. (epd)