Holocaustforscher verurteilen radikale Forderungen zu Gaza

Radikale Aussagen ranghoher israelischer Vertreter zur Zukunft der Palästinenser im Gazastreifen haben weltweit für Kritik von Holocaustforschern gesorgt. In einem Brief forderten sie den Leiter der Jerusalemer Holocaustgedenkstätte Yad Vashem, Dani Dayan, auf, einen „unmissverständlichen moralischen Aufruf zur Verurteilung des öffentlichen Diskurses, der zur Ausrottung und zur Begehung von Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Gaza aufruft“, zu verfassen. Das berichtete die Zeitung „Haaretz“ am Mittwochabend.

Seit Beginn des Nahostkriegs im vergangenen Oktober haben sich zahlreiche israelische Vertreter bis hinein in die Regierung teils drastisch über den Umgang mit den Palästinensern im Gazastreifen geäußert. Die Forderungen reichten bis hin zu Verdrängung der Menschen und der Besiedelung des Gebiets durch jüdische Israelis.

Die Unterzeichnenden des Briefs, fünfzig Holocaust- und Völkermordforscher aus Israel und dem Ausland, zitieren Politik- und Medienvertreter mit entsprechenden Äußerungen. Die jüdische und menschliche Geschichte habe gezeigt, dass die Aufstachelung zur Ausrottung unter Verwendung einer entmenschlichenden Sprache oft ein erster Schritt hin zu Verbrechen sei, „die das Stadium des Völkermords erreichen können“.

Sie bezeichneten diese Lehre als einer der wichtigsten, die die Menschheit aus dem Holocaust gezogen und in internationale Konventionen aufgenommen habe. Dies sei Teil des Aufrufs „Nie wieder“, in dessen Geist Gedenkorganisationen wie Yad Vashem ihre Aufklärungsarbeit leisteten.

Unterzeichnet wurde der Brief laut Bericht unter anderem von Wissenschaftlern der Hebräischen Universität Jerusalem, den Universitäten Tel Aviv und Haifa sowie der Ben-Gurion-Universität.