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Hollywoodstar Richard Gere in Sorge um isolierte Völker

Noch gibt es sie: Völker, die seit Jahrhunderten fernab der übrigen Gesellschaft leben. Doch ihre Zahl wird weiter schwinden, fürchtet nicht nur Schauspieler und Aktivist Richard Gere.

Weltweit geraten sogenannte unkontaktierte Völker nach Ansicht von Menschenrechtlern immer stärker unter Druck. Aktuell gibt es rund um den Globus mindestens 196 indigene Gemeinschaften, die Kontakt zu Außenstehenden vermeiden, wie aus einer am Montag in London vorgestellten Studie von Survival International hervorgeht. Darin kommen die Autoren zu dem Schluss, dass fast die Hälfte dieser Völker oder Gruppen innerhalb von zehn Jahren ausgelöscht werden könnten, wenn Regierungen und Unternehmen nicht handeln.

Laut Hollywoodstar Richard Gere leiden die Gemeinschaften, die mehrheitlich in Südamerika leben, vor allem unter Landkonflikten, meist hervorgerufen durch wirtschaftliche Interessen der westlichen Industrienationen. “In diesem Spiel sind wir der Bad Guy”, betonte Gere.

Auf den Verlust der angestammten Siedlungsgebiete folge meist der Verlust von Sprache und Kultur, beklagte der Schauspieler und Aktivist. Dabei sei in einer von Konflikten zunehmend zerrissenen Welt die Weisheit von Völkern immer wichtiger, die wüssten, wie man respektvoll mit anderen Menschen und den Ressourcen des eigenen Landes umgehe.

Die Direktorin von Survival International, Caroline Pearce, sprach bei der Präsentation der Studie mit Blick auf die Lage der unkontaktierten Völker von einem “globalen Notstand”. Unternehmen und Regierungen müssten jetzt handeln, damit unkontaktierte Völker frei und selbstbestimmt leben könnten. Schon länger wird der Studie zufolge der Lebensraum der Gemeinschaften etwa durch Holzeinschlag, Bergbau und Viehzucht bedroht. Als weiterer Treiber gilt der Klimawandel.

In den vergangenen Jahren seien aber noch andere Faktoren hinzugekommen, so die Menschenrechtler. Dazu gehörten gewalttätige kriminelle Banden, die mit Drogen handelten, Missionare, die von “millionenschweren evangelikalen Organisationen” finanziert würden und versuchten, die Indigenen zum Christentum zu bekehren, sowie Influencer in den Sozialen Medien, die über “Erstkontakte” zu bislang unkontaktierten Völkern Geld verdienen wollten.

Herlin Odicio, indigener Anführer der Kakataibo aus der Region Ucayali in Peru, beklagte, dass die peruanische Regierung die Rechte von Indigenen nicht angemessen respektiere. Allein in den vergangenen fünf Jahren seien überdies sechs indigene Führer getötet worden, die für Landrechte gekämpft hätten, ohne dass die Täter rechtliche Konsequenzen zu befürchten hatten.

Rund 95 Prozent der von Survival International erfassten Völker sind im brasilianischen Amazonasbecken ansässig. Zu den bekanntesten gehören die zumindest teilweise isoliert lebenden Yanomami. Aber auch in anderen Gegenden gibt es noch derartige Gemeinschaften. Ein Beispiel: die Sentinelesen, laut Angaben der Menschenrechtler “das isolierteste Volk der Welt”. Sie bevölkern ein Eiland der zu Indien gehörenden Inselgruppe der Andamanen und Nikobaren.

Die Studie beruht auf Beobachtungen und Erkenntnissen von Forschern, die sich teils jahrelang mit dem Thema auseinandergesetzt hätten, so Survival International. Dazu geselle sich die Erfahrung, die man selbst in der fast sechs Jahrzehnte währenden Lobbyarbeit für unkontaktierte Völker gesammelt habe. Laut Angaben der Organisation handelt es sich um die erste umfassende Bestandsaufnahme zu dem Thema.