Höhere Renten – mehr steuerpflichtige Ruheständler

Die Renten steigen, was in Zeiten der Inflation ein gutes Zeichen ist. Aber dadurch müssen über 100.000 Rentnerinnen und Rentner erstmals Einkommensteuer zahlen.

Zwei Drittel der Renten im Jahr 2022 steuerpflichtig
Zwei Drittel der Renten im Jahr 2022 steuerpflichtigImago / Michael Gstettenbauer

Die gesetzlichen Renten steigen zum 1. Juli um 4,39 Prozent in Westdeutschland und um 5,86 Prozent im Osten. Das teilte das Bundesarbeitsministerium in Berlin mit. Damit gelte in West und Ost ein gleich hoher aktueller Rentenwert. Zugleich rutschen dadurch ab Juli mehr als 100.000 Ruheständler neu in die Einkommensteuerpflicht.

Das Bundesfinanzministerium geht davon aus, dass sich durch die jüngste Rentenanpassung die Zahl der steuerpflichtigen Rentnerinnen und Rentner um 109.000 erhöhen wird. Umgekehrt sind den Angaben nach durch die zum 1. Januar erfolgte Erhöhung des steuerlichen Grundfreibetrags auf 10.908 Euro insgesamt 195.000 Ruheständler aus der Steuerpflicht gefallen. Demnach sind in Deutschland knapp sechs Millionen Personen mit Renteneinkünften steuerpflichtig. Zuerst hatten die Zeitungen der Essener Funke-Mediengruppe über die Daten berichtet.

Deutliches Plus

„Ich freue mich besonders, dass die Rentenangleichung Ost aufgrund der positiven Entwicklung ein Jahr früher erreicht wird“, sagte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD). „Steigende Löhne und der starke Arbeitsmarkt machen diese Erhöhung möglich“, sagte der Minister. Die Regierung werde die Haltelinie beim Rentenniveau von 48 Prozent über das Jahr 2025 hinaus sichern, „damit die gesetzliche Rente verlässlich bleibt“. Die nächste Rentenanpassung ist für den 1. Juli 2024 vorgesehen.

Die Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung Bund, Gundula Roßbach, sagte, die steigenden Renten milderten die hohe Preissteigerung für die 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner deutlich ab. Rückblickend habe es für die Ruheständler seit 2010 ein deutliches Plus bei der Rente gegeben, denn die Renten seien bis zum Jahr 2022 im Westen um über 32 Prozent und im Osten um über 47 Prozent gestiegen.

Auszahlung steuerlich belastet

Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden bekanntgab, haben im vergangenen Jahr bundesweit 22,0 Millionen Ruheständler Zahlungen von rund 363 Milliarden Euro aus der gesetzlichen, privaten oder betrieblichen Rentenkasse erhalten. Das waren knapp 106.000 Empfänger oder 0,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Höhe der Renten stieg im gleichen Zeitraum um ungefähr 13,6 Milliarden Euro an (plus 3,9 Prozent).

66,4 Prozent der Rentenleistungen im Vorjahr zählten demnach zu den steuerpflichtigen Einkünften (241 Milliarden Euro). Seit 2015 ist der durchschnittliche Besteuerungsanteil damit um elf Prozentpunkte gestiegen. Ursache für den Anstieg ist das Alterseinkünftegesetz aus dem Jahr 2005.

Kernelement des Gesetzes ist der Übergang von einer vorgelagerten zu einer nachgelagerten Besteuerung der gesetzlichen Renten bis zum Jahr 2040. Demnach werden die Aufwendungen zur Alterssicherung in der Ansparphase schrittweise steuerfrei gestellt und erst die Leistungen in der Auszahlungsphase steuerlich belastet.