Nach rund 80 Jahren sind Teile der sogenannten Reliquien der Märtyrer aus der Spätantike wieder im Xantener Dom zu sehen. Dabei handelt es sich laut Legende um die sterblichen Überreste römischer Soldaten, die einst an der Seite des Heiligen Viktors und Schutzpatrons von Xanten standen, wie das katholische Bistum Münster am Dienstag mitteilte. Seit dem Zweiten Weltkrieg hätten die Reliquien in Kellern, Depots und Werkstätten gelegen, bevor Experten der Kunstpflege des Bistums einen der mittelalterlichen Holzschreine für die Gebeine aufwendig restaurierten.
Demnach waren die mit Stoff, Glasperlen und dünnem Silberdraht verzierten Gebeine jahrhundertelang im Hochchor im Dom beheimatet. Um sie im Zweiten Weltkrieg vor Zerstörung zu schützen, wurden sie in Sicherheit gebracht. Am Ort verblieben leere Kästen, die im Krieg zu Bruch gingen.
Es seien nur kleine „Bretterhaufen“ übrig geblieben, erzählte der Leiter der Kunstpflege des Bistums, Thomas Fusenig. In detektivischer Kleinstarbeit, teils mithilfe alter Fotografien aus der Zeit um 1900, hätte einer dieser Reliquienkästen mit Hilfe der Werkstätten der Denkmalpflege des Landesverbandes Rheinland (LVR) nachgebaut werden können. Die eingelagerten Reliquien waren laut Fusenig verstaubt und mussten gereinigt werden.
In Gesprächen mit dem Kirchenvorstand sei entschieden worden, den restaurierten Schaukasten nebst der historischen Inschrift wieder im Hochchor aufzubauen. „Die Gemeinde hat nun die Gelegenheit zu schauen, ob das Bild für sie so passt“, erklärte Fusenig. So habe es ursprünglich „ein Ensemble von europäischem Rang“ im Xantener Dom mit mehreren Kästen gegeben. Das wäre auch jetzt wieder möglich, wenn die Gemeinde kein Veto einlege.
Die Reliquien im Xantener Dom gelten als die sterblichen Überreste der sogenannten Thebäischen Legion. Die Soldaten der römischen Einheit bekannten sich zum Christentum und fielen der im dritten und vierten Jahrhundert der Christenverfolgung zum Opfer.