Münchner Historikerin warnt vor Demokratie-Verlust durch Klimawandel

Die Münchner Historikerin Hedwig Richter sieht die Demokratie durch die Klimakrise in Gefahr. „Demokratien brauchen einen relativen Wohlstand und einen starken Sozialstaat, um den Schwächsten zu helfen“, sagte die Professorin für Neuere und Neueste Geschichte an der Bundeswehruniversität in München dem Berliner „Tagesspiegel“ (Donnerstag). Durch den Klimawandel werde der Wohlstand aber gefährdet. Das physische Überleben werde auch in Deutschland für viele Menschen wieder zu einem Problem.

Die Regierung müsse deshalb jetzt handeln, sagte Richter. Die Politik sei aber stattdessen „hasenfüßig“. Die Bundesregierung glaube, „dass sie den Menschen eigentlich nichts zumuten kann“.

Neben Wohlstand und einem „halbwegs guten Leben für alle“ in der Gesellschaft sei für den Erhalt der liberalen Demokratie auch politische Stabilität nötig, sagte Richter weiter: „Dieses komplizierte System von Wahlen, Repräsentation im Parlament, Ausschussarbeit und so funktioniert sonst nicht.“ Wenn Krisen und Extremwetterereignisse überhandnähmen, regiere eher das Technische Hilfswerk als das Parlament. Weitere „Ahrtalkrisen“ oder Verteilungskämpfe um das Wasser würden nur die Populisten stärken, „die behaupten, das System funktioniert nicht und muss gestürzt werden“.

Als Beispiele für eine erfolgreiche Politik gegen große Widerstände in der Gesellschaft verwies die Historikerin unter anderem auf die neue Ostpolitik Anfang der 1970er Jahre durch Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) und das Lastenausgleichsgesetz von 1952 unter Kanzler Konrad Adenauer (CDU). (00/1804/13.06.2024)