Der Historiker Heinrich August Winkler warnt vor einem AfD-Verbotsverfahren. Ein Scheitern vor Gericht würde die Partei stärken, sagt er – und fordert Geschlossenheit in der Koalition statt Dauerstreit.
Der Historiker Heinrich August Winkler lehnt ein AfD-Verbotsverfahren ab. “Ich halte das Risiko, dass ein Verbotsantrag vom Bundesverfassungsgericht zurückgewiesen wird, für hoch. Ein solcher Ausgang würde die AfD stärken und die liberalen Kräfte schwächen”, sagte er dem Berliner “Tagesspiegel” (Donnerstag). “Es gibt keine Alternative zur harten offensiven Auseinandersetzung mit dieser in Teilen rechtsextremen Partei.”
Ein Teil der AfD-Anhänger könne, so Winkler, “wahrscheinlich durch Eingehen auf berechtigte Sorgen, zum Beispiel auf dem Gebiet der irregulären Migration, zurückgewonnen werden”. Das sicherste Mittel, um den Zulauf der AfD einzudämmen, sei eine erfolgreiche Regierungsarbeit. “Ein lautstark ausgetragener Dauerstreit innerhalb der schwarz-roten Koalition ist kontraproduktiv und gefährlich”, betonte der 86-Jährige, der soeben seine Autobiografie “Warum es so gekommen ist. Erinnerungen eines Historikers” veröffentlicht hat. Winkler zählt zu den einflussreichsten deutschen Historikern.