Sie bildet so etwas wie den krönenden Abschluss der Frankfurter Buchmesse – die Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels. Diesmal wird der Historiker und Osteuropa-Kenner Karl Schlögel ausgezeichnet.
Der Historiker und Buchautor Karl Schlögel erhält am Sonntag den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Die mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung wird traditionell am letzten Tag der Frankfurter Buchmesse in der Frankfurter Paulskirche verliehen. Der 77-jährige nahm bereits zweimal als Laudator an der Zeremonie teil. Nun erhält er selber den Preis. Die Laudatio hält die ukrainische Journalistin und Autorin Katja Petrowskaja, das ZDF überträgt live.
Als “Wissenschaftler und Flaneur, als Archäologe der Moderne, als Seismograph gesellschaftlicher Veränderungen” habe Schlögel schon vor dem Fall des Eisernen Vorhangs Städte und Landschaften Mittel- und Osteuropas erkundet, begründete die Jury ihre Wahl. Nach der Annexion der Krim durch Russland 2014 habe der Historiker den Blick auf die Ukraine geschärft und sich aufrichtig mit den blinden Flecken der deutschen Wahrnehmung auseinandergesetzt.
In einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) erneuerte der 77 Jahre alte Buchautor seine Kritik an Russlands Präsident Wladimir Putin. “Er versucht, den Angriffskrieg, den er gegen die Ukraine vom Zaun gebrochen hat, als Verteidigungskrieg gegen den Faschismus darzustellen, als Fortsetzung des Großen Vaterländischen Krieges”, so Schlögel. Dies sei “eine absurde Verdrehung der Wirklichkeit”. Putin sei an einem Friedensschluss nicht interessiert und nutze diplomatische Initiativen nur, um Zeit zu gewinnen, so der Historiker, der Europa zugleich zu Einigkeit aufrief.